Elisa Ludwig: Pretty clever, Aus dem Amerikanischen von Bea Reiter, Loewe Verlag, Bindlach 2013, 352 Seiten, €12,95, 978-3-7855-7534-5
„Ich würde mich eigenhändig in ein soziales Sibirien katapultieren. Aber wenigstens war ich dann mit mir selbst im Reinen.“
Das Leben der 15-jährigen Willa Fox verwandelt sich wie im Märchen. Von einem Tag zum anderen wohnt sie mit ihrer Mutter, die Künstlerin ist, nicht mehr in billigen Absteigen oder sogar im Auto, sondern in einem chicen, großräumigen Haus in Paradise Valley, Arizona. Der lukrative Verkauf von einigen Bildern und der offensichtliche künstlerische Durchbruch der Mutter ermöglicht diesen neuen Lebenswandel und den Neubeginn Willas an der Privatschule Valley Prep.
Hier trifft Willa gleich am ersten Tag auf Cherise und mit ihr auf ihre Freundinnen Kellie und Nikki, steinreiche Töchter aus gutem Hause. Sie werden die Glitterati genannt und sind, was Mode und Einkauf anbelangt, immer auf dem neuesten Stand. Willa gewöhnt sich schnell an das neue hippe Luxusleben und bemerkt doch auch, dass die Mädchen aus sozial unteren Schichten, die mit Stipendien an der Privatschule gelandet sind, wenig zu lachen haben. Auf der Website ValleyBuzz werden diese Mädchen mit Hohn und Spott gnadenlos gemobbt.
Als Willa herausfindet, dass ihre „Freundinnen“, die die angesagtesten Mädchen an der Schule sind, hinter dieser miesen Kampagne gegen Alicia, Sierra und Mary stecken, formt sich ein gewagter, wie abgedrehter Plan in ihrem Kopf. Da Willa ihren Kredit bei der Mutter schon heftig ausgeschöpft hat, kommt sie auf die glorreiche Idee, denen die einfach zu viel haben, etwas abzunehmen – ihren Freundinnen. Cherise, deren Eltern als Chirurgen arbeiten, mag die Ausnahme sein, aber sie kann Willa nicht in ihren Gerechtigkeitskampf nicht hineinziehen.
Willa stiehlt nun wie ein Rabe und kauft für die Mädchen, die es sich nicht leisten können, die schönsten Sachen und legt sie ihnen vor die Tür. Als „Engel der Gerechtigkeit“ überschreitet sie alle Grenzen und holt sich Tipps bei einem Schulkameraden, der ebenfalls von allen, trotz reichem Vater, für seine Vergangnheit im Erziehungscamps schief angesehen wird. Und dann ist da noch der geheimnisvolle, wie gut aussehende Aidan, der trotz Geldgeber -Vater von der Schule geflogen ist. Offen bleibt auch die Frage, mit wem sich Willas Mutter heimlich trifft.
Kurzum, Willa wird gefasst und landet kurzzeitig im Gefängnis. Als sie zu Hause ihre E-Mails öffnet, wird sie von vielen, auch den Medien zum einen als schlauer Fuchs gefeiert, aber auch als gemeine Diebin angefeindet. Willa muss ihre Opfer entschädigen und Sozialstunden wie Aidan leisten.
Angelegt ist diese spannend geschriebene, wirklichkeitsnahe Geschichte auf drei Bände, in deren Mittelpunkt soziale Ungerechtigkeiten, oberflächliche Lebenseinstellungen und ein heftiger Zickenkrieg stehen. Willa ist mit ihrer nicht gut geplanten Aktion zwischen alle Fronten geraten und wollte, auch weil sie weiß, wie es ist, wenn man ausgegrenzt wird, aus ihrer vermeintlich sicheren Position heraus, Gutes tun.
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