Rebecca Westcott: Pusteblumentage, Aus dem Englischen von Barbara Lehnerer, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2017, 207 Seiten, €12,95, 978-3-423-76165-9
„ Sie sagt ja immer, dass Kinder heutzutage schneller erwachsen werden – ich glaube, da hat sie recht, denn ich würde so was nie im Leben in mein Tagebuch schreiben. Wenn ich eins hätte. Habe ich aber nicht, denn ich traue Mum nicht – bestimmt würde sie es lesen und ausrasten, wenn sie etwas entdeckt, das ihr nicht gefällt.“
Eigentlich wollte ich kein Kinderbuch mehr lesen, in dem das Thema Tod penetrant im Mittelpunkt steht. Aber bei „Pusteblumentage“ hat mich die Geschichte durch ihren schwungvollen Erzählton sofort gefesselt. Auch wenn man als Leser lang vor der zwölfjährigen Liz ahnt, dass ihre Mutter Rachel sterben wird, beobachtet man doch mit Vergnügen, wie Mutter und pubertierende Tochter sich aneinander abarbeiten. Nicht umsonst gibt Rachel der Tochter ihre Tagebücher, versucht ihr das Kochen, obwohl sie eine lausige Köchin ist, beizubringen oder nötigt Liv, sich einen BH zu kaufen, obwohl nicht die Spur von Brüsten bei ihr zu sehen sind. Der Leser glaubt zu wissen, warum die Mutter all dies tut und möchte Liv so gern wachrütteln.Sie hat an der Tür gelauscht und denkt nun, die Eltern wollen sich trennen. Dabei hat doch Liv selbst gerade Liebeskummer und könnte ihre Freundin Alice auf den Mond schießen. Mit Isaac kann Liv nicht sprechen. Zwar ist ihr Bruder drei Jahre älter als sie, aber sie fühlt sich oft als die große Schwester. Isaac hat Asberger und das heißt, er lebt in seiner ganz eigenen Welt, in der möglichst alle Regeln eingehalten werden müssen und nichts sich verändern darf. Liv hält gern wie ihr Vater die Welt in Fotografien fest. Mit der Krankheit der Mutter jedoch, die Eltern sagen es den Kindern endlich, bleibt nichts mehr so wie es war, nichts lässt sich mehr festhalten.
Es ist schon mutig von der Mutter der Tochter, ihre Aufzeichnungen aus den 1980er Jahre zu geben. Liv liest mit immer mehr Interesse in den Tagebüchern und erkennt, wie nah sich doch Mädchen im gleichen Alter sind und wie fern ihr doch manche Zeilen sind, die die Mutter als Teenager aufgeschrieben hat.
Berührend erzählte realistische Familiengeschichte – über den Tod, aber vor allem über das Leben!
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