Sarah Moore Fitzgerald: Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens, S.Fischer Verlag, KJB, Frankfurt a.M. 2015, 249 Seiten, €14,99, 978-3-7373-5196-6
„Da war niemand, an den ich mich wenden konnte. Niemand, der mir zuhörte und mich verstand – und deshalb bin ich in Panik geraten,…“
Oskar ist Megs bester Freund. Beide wohnen Haus an Haus und können sich von Fenster zu Fenster unterhalten. Nie hatte Meg jemanden, dem sie so vertraute und Oskar hatte nie eine bessere Freundin als Meg. Als die Familie von Meg jedoch beschließt für ein halbes Jahr von Irland aus nach Neuseeland zu reisen, stemmt sich Meg mit allen Mitteln gegen diese Pläne. Sie schreibt sogar an Oskar einen Brief, in dem sie ihm ihre Liebe gesteht. Abschicken kann sie den Brief jedoch nicht und versteckt ihn in ihrem Zimmer. Doch dann backt Oskar seinen berühmten Apfelkuchen und alle Bedenken verfliegen und plötzlich sieht Meg die guten Seiten dieses Aufenthaltes in der Fremde. Sicher fragt man sich als Leser, wie kann es sein, dass ein Junge wild darauf ist, Kuchen zu backen. Aber Oskar, seinem ständig traurigen Vater und seinem Bruder Stieve, der im Rollstuhl seit einem Autounfall sitzt, fehlen die Ehefrau und Mutter. So backt Oskar, auch wenn sein magischer Kuchen seinen Vater nicht aus seinen tiefen Depressionen herausholt. Alle anderen, die ihn kosten, sehen die Welt mit neuem Blick. Meg und Oskar schwören sich jedenfalls, dass sie sich jeden Tag schreiben.
Aber dann ist Oskar plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Sein Fahrrad wird entdeckt und seine Schuhe. Hat er sich wirklich ins Wasser gestürzt? Meg kehrt früher zurück und kann nicht verstehen, was in der Zwischenzeit passiert ist.
Die amerikanische Autorin Sarah Moore Fitzgerald lässt ihre beiden Hauptfiguren erzählen. Oskar, der nie davon ausgeht, dass jemand ihm oder anderen Ungutes will, freundet sich mit der attraktiven Paloma an. Sie wohnt jetzt in Megs Zimmer und beide unterhalten sich von Haus zu Haus. Als Paloma jedoch merkt, dass Oskar in Gedanken immer nur bei Meg ist, fühlt sie sich zurückgewiesen. Sie übergibt mit freundlichem Lächeln Megs Brief an Oskar und teilt dies sogar Meg per E-Mail, die sie netterweise von Oskar erhalten hat, mit. Meg könnte in Neuseeland im Erdboden versinken, als sie die Nachricht erreicht. Allerdings weiß sie nicht, dass Paloma in Megs Namen einen völlig anderen Text verfasst hat. Dieser neue Inhalt führt zwischen Meg und Oskar zu Missverständnissen, denn jeder fühlt sich abgewiesen. Nach und nach schafft es Paloma die Klasse gegen Oskar aufzuhetzen. Auch Meg hat sich von Oskar abgewandt, ihm nicht mehr geschrieben. Am Ende steht er ganz allein da und kann nicht fassen, was geschehen ist. Alles hängt u.a. auch mit seiner Leidenschaft für Apfelkuchen zusammen und Palomas maßloser Geltungssucht, die nicht davor zurückschreckt, Oskar die Schuld für den Autounfall, bei dem seine Mutter ums Leben kam, zu geben.
Oskar kann erst nach und nach verstehen, was Paloma ihm eigentlich angetan hat.
Er wird gerettet und Meg wird hinter die Machenschaften der stets lächelnden und bezaubern aussehenden „besten Freundin“ von Oskar gelangen.
Wie Intrigen, gefälschte Texte und vor allem Freundlichkeit, die nur Schein ist, wahre Freundschaften zerstören kann, das müssen Meg und Oskar erleben.
Leicht märchenhaft und zugleich doch wieder sehr realistisch erzählt Sarah Moore Fitzgerald diese Geschichte über die Hackordnung unter Kindern, in der man am liebsten eingreifen würde, wenn man könnte. Gerade Jugendliche sind durch Mobbing selbstmordgefährdet. Ist Oskar nun zu arglos, vertrauensselig und naiv, um nicht zu verstehen, was hinter seinem Rücken geschieht? Oder ist es nicht wunderbar ein Kind zu erleben, das nicht hinterlistig, argwöhnisch und mit allen Wassern gewaschen ist?
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