Louise Penny: Hinter den drei Kiefern, Der 13. Fall für Gamache, Aus dem kanadischen Englisch von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, Kampa Verlag, Zürich 2022, 496 Seiten, €19,90, 978 3 311 12002 5

„Die Lage war so schlimm, dass Armand Gamace gezwungen gewesen war, einen Mann in seiner Position um Hilfe zu bitten. Einen Mann, den er nicht mochte und dem er nicht traute. Es war das außergewöhnlichste Treffen in Zalmanowitz‘ gesamter Laufbahn gewesen.“

Chief Superintendent Armand Gamache ist im neuen Band wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt. Vor Gericht muss er im Juli in einem Prozess als Zeuge aussagen und dabei liefert er sich einen seltsam hasserfüllten Streit mit dem Staatsanwalt Barry Zalmanowitz. Richterin Maureen Corriveau leitet ihren ersten Mordprozess und ist über dieses unterschwellig aggressive Verhalten sehr überrascht.
Parallel zu diesem Mordprozess, es dauert sehr lang, ehe überhaupt klar wird, wer da wirklich auf der Anklagebank sitzt, wird von einem eigenartigen Geschehnis nach Halloween im kleinen Dorf Three Pines berichtet. Eine verhüllte Person mit einer Maske steht mitten im Dorf und reagiert nicht auf Anfragen der Dorfbewohner. Anklagend scheint diese Demonstration zu sein und auch provokant. Nach Recherchen findet Gamache heraus, dass diese schwarz gekleidete Person auf die spanische Tradition des Cobrador, eines Schuldeneintreibers oder auch Kassierers zurückgeht. Durch die öffentliche Anklage fühlt sich der Beschuldigte schneller zum Zahlen bereit. Doch wer im Dorf, und da kommen wirklich die unbedeutendsten Verfehlungen ans Tageslicht, soll dem Cobrador etwas beichten? Doch dann ist der Cobrador nach guten achtundvierzig Stunden plötzlich verschwunden. Allerdings findet die Frau von Gamache, Reine-Marie, im Keller der Kirche eine Leiche. Es ist der Cobrador, der in seiner Montur totgeschlagen wurde.
Im Hintergrund, auch das wird den Lesenden ausführlich erläutert, läuft eine von Gamache initiierte verdeckte Ermittlung gegen die Drogenkartelle, die immer dreister Opioide ins Land schleusen.
Die Sûreté du Québec ist enorm in die Kritik geraten, denn neben ein paar Verhaftungen von Kleindealern ist ihnen bisher kein Ermittlungserfolg gelungen. Doch nach einem Jahr und langen Beobachtungen will Gamache endlich die Hintermänner verhaften. Er hofft, dass die Kartelle in den USA, aber auch in Kanada leichtsinnig werden und auf die Dummheit der Behörden bauen.
Doch was hat das alles mit dem Cobrador und dem Mord in dem wirklich unbedeutenden Three Pines zu tun? Warum hat Gamache den Staatsanwalt, den er wirklich nicht mag, gebeten, ihm Zeit zu geben, und zur Not auch den Prozess durch eine Falschaussage zu manipulieren?
Ermordet wurde Katie Evans, eine anerkannte Architektin, die mit Freunden immer wieder in Three Pines freie Tage verbringt. Doch warum hat der Mörder ihr das Kostüm des Cobrador angezogen? Und was hat es mit dem Basballschläger auf sich, der offenbar die Tatwache ist, aber nicht neben der Leiche lag, als Reine-Marie die Tote entdeckt hat? Neu im Bistro arbeiten Anton und Jaqueline, die von ihrem letzten Arbeitgeber vor die Tür gesetzt wurden. Anton spült in der Küche das Geschirr, dabei kann er hervorragend kochen.
Natürlich schauen begeisterte LeserInnen der Louise Penny Romane immer auf die Neuankömmlinge in dem überschaubaren Dorf und sie amüsieren sich über die schrägen Bemerkungen der Dichterin Ruth.
Gamache erkundet nun das Leben von Katie Evans. In ihrer Wohnung wird ein Foto von ihrem ehemaligen Freund Edouard entdeckt, der sich aufgrund von Drogen durch einen Unfall getötet hat.
Hier beginnen die Lesenden aufmerksam zu werden, denn dieser Mord könnte etwas mit dem verdeckten Fall der Polizei zu tun haben. Allerdings bewegt sich Gamache auf wirklich dünnem Eis, denn mit seinem Wissen gelangt mehr Kokain, Herion und Fentanyl ins Land und die Polizei schaut friedlich zu.

Auch der 13. Fall in der Gamache-Reihe enttäuscht nicht, denn absolut spannend liest sich dieser Plot, in dem es wie immer bei Louise Penny um Querverweise in Richtung Geschichte ( Eroberungen des Hernán Cortés in der Neuen Welt, Anspielungen auf Mahatma Ghandi oder den berühmten Roman „Herr der Fliegen“ ) oder Literatur geht. Und natürlich hat Gamache die richtige Taktik, um endlich einen Fahndungserfolg zu vermelden, und den wahren Mörder von Katie Evans zu verhaften.