Louise Pelt: Die Halbwertszeit von Glück, Lübbe Verlag, Köln 2024, 431 Seiten, €22,00, 978-3-7577-0022-5

„In diesem Moment war es um Holly geschehen gewesen. Klarer als je zuvor hatte sie gesehen, was sie zu tun hatte, was ihre Aufgabe war. Sie musste Jays Geschichte finden und sie erzählen – und wenn es nur für Lucas sein würde! Irgendwo am anderen Ende der Welt hatte er eine Halbschwester, und Holly würde nicht eher ruhen, bevor sie diese und ihre Geschichte gefunden hatte.“

Die sechsundzwanzigjährige Holly McAllister lebt im Jahre 2003 in Los Angeles. Wie so viele andere träumt sie von einer Karriere als Drehbuchautorin. Allerdings muss sie sich mit demütigenden Jobs über Wasser halten, niemand ist wirklich freundlich zu ihr, außer ihrer Mitbewohnerin Sasha und Jay, einer Frau in der Agentur, die sie kaum kennt. Als dann doch ein Gespräch mit einer Regisseurin geplant ist, übergeht Hollys nervige Chefin diesen Termin. Jay will helfen und bietet sich an, den Kaffee für Holly aus dem Coffeeshop zu holen. Genau zu diesem Zeitpunkt explodiert eine defekte Gasleitung. Holly fühlt sich für Jays Tod zutiefst schuldig und sucht die Nähe zu Jays Familie und zu ihrem kleinen Sohn Lucas.
Myléne hat ohne finanzielle Hilfe eine kleine Firma gegründet und sogar den begehrtesten Junggesellen der Stadt Paris 2019 kennen wie lieben gelernt. Dabei wusste sie nicht mal, dass Frédéric eigentlich als wohlhabender Playboy verschrien ist. Als sie jedoch Besuch von einem Anwalt bekommt und dieser ihr im Namen seiner Mandantin eine Wohnung in Amsterdam als Erbe anbietet, gerät Mylénes Leben völlig aus den Fugen. Sie kennt diese fremde Frau nicht und sie wusste nicht, dass sie von ihren geliebten Eltern adoptiert wurde. Ausgerechnet mit ihrem Ex-Freund reist die junge Frau nun nach Amsterdam, um herauszufinden, wer sie eigentlich ist. In der Wohnung wird sie auf Hinweise stoßen, die vieles erklären.
Und dann ist da noch Johanna. Im November 1987 hat sie sich in einem Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD in einer Hütte verkrochen. Als Nuklearphysikerin hatte sie einst eine Stelle in Dresden, einen Mann und ein Kind, dass tödlich verunglückt ist. Von ihren Rücklagen lebend versteckt Johanna eine junge schwangere Frau, die eigentlich in den Westen fliehen möchte. Johanna kann sich nicht dazu durchringen, die Frau allein loszuschicken, zumal sie auch noch ihr Kind in der Hütte bekommt. Doch dann eines Morgens ist die junge Frau verschwunden und Johanna mit einem Baby allein.

Wie all die abenteuerlichen Lebenswege dieser Frauen, und letztendlich kann es nur so sein, miteinander verknüpft sind, davon erzählt Louise Pelt ( Margarethes Geschichte aus dem Jahr 1938 gehört auch noch dazu.) auf spannende Weise, zumal sich erst zum Ende hin wirklich alle Puzzleteile logisch zusammensetzen.
Sehr dialoglastig zieht die Geschichte von Myléne, Holly, Johanna und Margarete die Lesenden sofort in ihren Bann. Manchmal hätte man sich aber mehr psychologische Tiefe gewünscht und weniger Verirrungen ins Triviale und vor allem Glückselige zum Ende hin.