Eric Berg: Roter Sand – Mord auf Gran Canaria, Limes Verlag, München 2024, 336 Seiten, €18,00,
978-3-8090-2767-6

„ Er hatte es geschafft, dass ich mir wie eine Handpuppe in einem Horrorkabinett vorkam, schuldlos mitschuldig und einigermaßen dumm. Ich hatte keine Ahnung, was das alles mit Vincente Garrochos Ermordung zu tun hatte. Keine Ahnung, welche Rolle die blonde Frau auf den Fotos spielte. Keine Ahnung, wie Modesto in der Sache mit drinsteckte. Keine Ahnung, worin Kopplers Druckmittel gegen Doña Esmeralda bestand. Und erst recht keine Ahnung, was ich selbst in diesem Schauermärchen zu suchen hatte.“

Nach den Ostseekrimis hat sich Eric Berg, der auf den Kanarischen Inseln gern die Wintermonate verbringt, einen neuen Handlungsort gesucht. Und er stellt in seiner neuen Krimireihe eine renitente, ziemlich schnoddrig redende und freche Figur, ohne Respekt, mit einer exzellenten Fähigkeit zum Kombinieren in den Mittelpunkt: Fabio Lozano, genannt Flaco, der noch vor drei Jahren als Inspector der Nationalpolizei Ermittlungserfolge feiern konnte. Bis, ja bis ein angeblicher Korruptionsfall, in den auch Flacos steinreicher Vater verwickelt war, ihn das Amt kostete. Nun arbeitet der Dreißigjährige in den Siete Cielos Hotels als Butler oder eher Bodygard.
Bei wunderbaren vierzehn Grad im Januar findet ausgerechnet Flaco einen Toten am Strand. Es ist Vincente Garrocho, ein Angestellter und Mädchen für alles im Hotel. Erstochen wurde der gerade mal Fünfundzwanzigjährige mit einer Pitchgabel, die sicher nur Golfern bekannt ist.
Zu Flacos Ärger wird er gleich von Yago Peralta, seinem Erzfeind bei der Polizei, zum Verdächtigen erklärt. Auch wenn Flaco das Opfer kaum kannte, will er unbedingt diesen Mord aufklären. Seiner ziemlich stoisch wirkenden Arbeitgeberin, Doña Esmeralda, die auf den Inseln sieben Hotels betreibt, ist dieser Ehrgeiz ganz angenehm, denn sie ist, was eigentlich ein Geheimnis sein soll, mit dem Opfer verwandt. Lange stochert Flaco eher im Trüben, denn Vincente Garrocho ist wirklich eine sehr widersprüchliche Person. So hatte er bei einem Autounfall einen jungen Mann getötet. Dessen Eltern wurde viel Geld gezahlt, aber sie scheinen irgendetwas über Doña Esmeralda zu wissen, was sie gern als Druckmittel für neue Zahlungen nutzen wollen. Flaco kann sich keinen Reim darauf machen, wird aber nach seinen Befragungen von vier Typen verprügelt. Jenna Koppler, die Freundin von Vincente, rettet Flaco und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Ihr Vater, ebenfalls ein sehr reicher Geschäftsmann, macht dem illegal Ermittelnden ein Angebot, was er eigentlich nicht ablehnen kann. Doch Flaco ist einfach nur rotzfrech und lässt sich nicht kaufen. Die Aktivitäten seines Vaters reichen ihm schon, zumal ihm dieser auch die Stelle bei Doña Esmeralda besorgt hatte, was Flaco auf die Palme bringt. Zum Glück hat die Policia Nacional erkannt, dass Flaco kaum der Mörder sein kann. Nach einer Aussprache mit Doña Esmeralda und einem zweiten dubiosen Mord, ein dritter Mordanschlag wird folgen, setzt der ehemalige Polizist seine Arbeit fort und erkennt, dass er in allen Milieus der Insel, in der kriminellen Unterwelt wie der der Superreichen in ihren Villen, seine Fühler ausstrecken muss.
Es geht um Erpressung, Pläne für feindliche Übernahmen und vor allem Mord.
Am Ende wird Flaco etwas milder seinen Vater betrachten, er wird sich einen Hund zulegen und natürlich durch seinen scharfen Verstand und sein loses Mundwerk den Fall lösen.
Und da gibt es noch Amaranta, ebenfalls Polizistin, die Flaco abseits der Vorschriften geholfen hat und die ihm mehr als sympathisch ist.
Natürlich spielt auch die Gesellschaft der Canarios eine wichtige Rolle, ihre Mentalität, ihre Lebensgewohnheiten und ihre Sprache ( Am Ende des Buches finden sich Ausspracheregeln und ein Glossar. Gute Idee! ). Allerdings gibt es keinen Grund sich zurückzulehnen, denn mit einem Cliffhanger wird bereits der nächste Band angekündigt.