Luca Ventura: Der blaue Salamander, Der Capri-Krimi, Diogenes Verlag, Zürich 2024, 331 Seiten, €18,00, 978-3-257-30099-4

„Dann gehe mit der ‚lucertola azzurra‘ eine seltsame Veränderung vor sich. Kein Forscher der Welt hat für das Verhalten bisher eine Erklärung gefunden. Die ‚lucertola azzurra‘, hieß es, schaut in diesen Nächten wie gebannt ins helle Mondlicht, ist dabei völlig unbeweglich, wie erstarrt. In diesen Minuten sei es spielend einfach, sie zu fangen und wie eine blaue, im Mondlicht flirrende Blume von den Felsen zu pflücken.“

Alle Ausführungen über diesen so geheimnisvollen Salamander, den es natürlich gibt, lenken vom wahren Objekt der Begierde ab. Nicht der blaue Salamander steht hier im Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen, sondern Die Blaue Salamander, eine immens wertvolle, wie extrem teure Tasche.
Inselpolizist Enrico Rizzi wird erneut mit seiner Kollegin, der undurchsichtigen Antonia Cirillo, die im Gegensatz zu Rizzi eher auf Distanz zu den Einwohnern von Capri geht, viele Befragungen durchführen und im heißen Sommer Capris Schönheit bewundern. Cirillo wohnt immer noch in einem völlig überteuerten Hotelzimmer. Und nun hat sich ihr achtzehnjähriger Sohn Oscar aus Schweden angesagt und Cirillo muss sich hüten, den Immobilienhändlern auf den Leim zu gehen.
Mit von der Partie ist auch wieder der gutmütige Ispettore Luigi Lombardi, der Chef der Capri-Polizei, der den Kollegen aus Neapel nur ungern auf die Finger klopft. Das muss dann Rizzi erledigen, denn auch in diesem Kriminalfall gibt sich Andrea Scotto kaum Mühe.
Als in der Kirche Santo Stefano die strangulierte Rosalinda Fervidi vom Straßenkehrer Salvatore Greggi im Beichtstuhl entdeckt wird, wissen die Beamten aus Neapel sofort, wer der Täter ist. Keine Frage, Salvatore. Doch Rizzi kann das nicht glauben. Allerdings stellt sich auch Cirillo anfangs auf die Seite der Neapolitaner. Rizzi nimmt den Fall in die Hand und darf sogar Salvatore in Neapel vernehmen. Er weiß ganz genau, dass der oft dem Alkohol zusprechende Salvatore, auch wenn unter seinem Bett die Mordwaffe, ein geschmackloser, ebenfalls teurer Gürtel gefunden wurde, nicht das geringste Motiv hat, die Modedesignerin zu töten.
Rizzi schaut sich um Umfeld von Rosalinda Fervidi um. Sie hatte eine von Krisen und lauten Auseinandersetzungen geschüttelte Liebesbeziehung zu Alessandra Nobile. Beide haben einen Laden zusammen geführt, der trotz guter Lage für alle Touristen allerdings ständig in die finanzielle Krise geriet. Rosalinda, der kreative Kopf, wollte immer wieder neue Designs entwickeln und so fiel ihr Auge auf die Blaue Salamander, die im Besitz von Ludovica De Lulla, einst Schauspielerin, nun reiche Erbin, ist. Angeblich hatte nur noch ihre Rivalin, Sophie Loren, eine Blaue Salamander. Geschaffen wurde der einmalige Designklassiker in der Firma Lupi, die allerdings nicht mehr existiert. Die ehrgeizige und sehr charismatische Rosalinda, so Rizzis Recherchen, hat sich mit dem Erben der Lupi-Familie in Verbindung gesetzt und sie hatte sogar schon eine Gerberei in Aussicht, die mit umweltschonenden Mitteln die Tasche herstellen könnte. Doch was ist auf diesem Weg schief gelaufen?

Luca Ventura hat wie immer einen soliden, wie unterhaltsamen Krimi geschrieben, der immer auch die privaten Seiten der Polizisten Rizzi und Cirillo in die Handlung miteinbezieht und natürlich die wichtigste Hauptfigur des Romans, die zauberhafte Insel Capri, mit all ihren guten wie auch schlechten Seiten nicht vernachlässigt.

Unterhaltsam, auch ohne Capri Besuch!