Freida McFadden: Sie kann dich hören, Aus dem Amerikanischen von Astrid Gravert, Heyne Verlag, München 2024, 365 Seiten, €16,00, 978-3- 453-27466-2

„Aber wenn der Mann auf dem Bildschirm Douglas Garrick ist …
Wen habe ich dann gestern Abend getötet?“

Bereits aus dem Vorgängerband „Wenn sie wüsste“ ist den Lesenden Millie Calloway bekannt. Als Teenager hatte sie ein Tötungsdelikt begangen und musste ihre Strafe im Gefängnis absitzen. Eine Tatsache, die der heute zweiunddreißigjährigen Frau fast alle Zukunftschancen nimmt. Doch Millie hat sich gefangen. Sie lebt in einer sehr kleinen Wohnung in New York, macht ihren Collegeabschluss in Sozialarbeit und engagierte sich bis vor Kurzem noch mit Enzo für Frauen, die Probleme hatten, sich aus ihren toxischen Beziehungen zu befreien. Doch Enzo, der Mann, den Millie wirklich geliebt hat, pflegt nun seine Mutter in Sizilien. Neuerdings trifft sich Millie mit Brock Cunnigham, einem jungen Anwalt, dem sie von ihrer kriminellen Vorgeschichte allerdings nichts erzählt hat. Leider ist Millie aus ihrem letzten Job entlassen worden, da sie als Putzfrau und auch Babysitter sich zu sehr um die kleine Olive gekümmert hat. Als Olive zu ihr „Mama“ gesagt hat und nicht zu ihrer Mutter, ist die verwöhnte Amber Degraw einfach nur ausgerastet. Ziemlich verzweifelt sucht Millie nun eine neue Anstellung, wo niemand wirklich ihren Lebenslauf sehen will. Zum Glück findet sie neue Arbeit beim superreichen Douglas Garrick. Seine Frau Holly ist ziemlich abgemagert und krank und so arbeitet Millie tagelang in der Wohnung, ohne Holly je zu sehen. Es ist Millie absolut untersagt, in Hollys Zimmer zu gehen oder gar Kontakt zu ihr aufzunehmen. Als sie sie dann zum ersten Mal wirklich wahrnimmt, bleibt ihr fast das Herz stehen. Holly sieht im Gesicht grün und blau aus, als habe jemand sie wirklich heftigst verprügelt. Nach einem lauten Streit zwischen den Eheleuten, den Millie im riesigen Penthouse nicht überhören kann, muss sie wieder mit sich ringen. Natürlich will sie Holly helfen, aber Douglas würgt seine Frau so heftig, dass Millie nur eine Möglichkeit sieht. Sie erschießt den Ehemann.
Freida McFadden wechselt wie auch in ihrem ersten Krimi mit Millie als Hauptfigur die Perspektiven. Nachdem Millie aus ihrer Sicht von den Geschehnissen berichtet hat, erzählt nun Holly von ihrer Ehe mit Douglas. Vorher allerdings erkennt Millie, dass sie gar nicht den echten Douglas Garrick ermordet hat. Doch wer ist dieser Mann? Hollys Bericht beginnt nun damit, dass sie von ihrem Leben vor vier Jahren beginnt zu erzählen, und sich dann bis zu den Ereignissen vor Kurzem vorarbeitet. Holly ist nicht die Frau, für die sie Millie hält. Und wieder ist die sozial denkende und mitfühlende Millie unwissend in eine Falle gelaufen, die ihre gestellt wurde, weil sie einfach ein zu guter Mensch ist.

Sicher liest sich dieser Krimi über Gewalt in der Ehe und toxische Beziehungen zwischen Männern und Frauen äußerst spannend, allerdings ähnelt dieser Roman in der Dramaturgie seinem Vorgänger auffällig.