Paolo Riva: Commissario Luca – Steinerne Schuld, Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2024, 238 Seiten, €18,00, 978-3-455-01604-8

„Alles fiel ihm wieder ein: Mauro, das Bild des abgestürzten LKW, die Befragung der wütenden Marmorarbeiter, der reichste Mann von Montegiardino. Und Luca überlegte, ob er nicht einfach liegen bleiben konnte. Aber nein, natürlich stand er auf und sah einen Moment aus dem Fenster.“

Commissario Luca, der begehrteste Junggeselle im fiktiven Montegiardino, darf erneut mit der selbstbewussten Vice-Questora, Aurora Mair, aus Florenz zusammenarbeiten. Auch wenn es zwischen den beiden schon mal geknistert hat, ist Luca neuerdings auch zur Freude seiner kleinen Tochter Emma mit der Tierärztin Chiara, die nun offenbar nicht nur Lucas Esel liebt, liiert. Als dann jedoch Emma erleben muss, wie schlecht es ihrer besten Freundin Emilia geht, weil ihr Vater, Mauro Sant’Angelo, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, mischt sich Luca in die Ermittlungen in Carrara ein. Hier arbeitet Mauro seit langem als Fahrer der LKWs, die den berühmten Marmor aus den Bergen wegtransportieren. Allerdings stellt sich heraus, dass jemand die Bremsschläuche zerschnitten hat und Mauros grausamer Tod auf den Serpentinen nicht durch einen Fahrfehler verursacht wurde. Emilias Mutter hatte Mauro nur wenig Zeit mit der Tochter eingeräumt, warum, wird im Laufe der Handlung deutlich. Zuerst ist der Eindruck der Ermittler, den sie von Mauro gewinnen, sehr positiv. Er hat sich offensichtlich für die Arbeiter im Steinbruch eingesetzt und bessere Arbeitsbedingungen und auch Gefahrenzulagen gefordert. Als Aurora und Luca dann aber Nacktfotos von unterschiedlichen Frauen bei der Hausdurchsuchung finden, die alle offenbar in Mauros Wohnung aufgenommen wurden, verändert sich ihre Meinung. Angeblich hatte Mauro auch gute Kontakte zu den Mitstreitern bei No Cave, die gegen den Abbau von Carrara-Marmor demonstrieren. Zu eklatant sind die Folgen für das Ökosystem durch den skrupellosen Eingriff in die Natur und die Verseuchung der Flüsse. Als dann ein Brandanschlag auf das Camp von No Cave verübt wird und der mutmaßliche Täter beim illegalen Abbau von Marmor getötet wird, wissen Luca und auch Aurora noch lange nicht, wer hinter all den Taten stecken könnte. Dass der steinreiche, wie vorgeblich kultivierte Inhaber des Steinbruchs, der auch noch anderen lukrativen Geschäften nachgeht, die Finger im Spiel hat, ist für die Polizisten nicht auszuschließen.
Dass Marmor hauptsächlich für Zahnpasta und Kosmetikartikel verwendet wird, überrascht dann doch. Verwunderlich sind auch die Ansichten der schlecht bezahlten Arbeiter, die nicht in der Lage sind zu registrieren, dass sie ihre Gesundheit und ihr Leben beim Abbruch des weißen Steins aufs Spiel setzen und gleichzeitig der Idee und einem falschen Nationalstolz aufsitzen, dass es eine Ehre sei, Marmor für reiche Russen oder Saudis abzubauen.

Leider kommen in diesem Roman die Männer ganz schlecht weg, außer Luca natürlich und auch der nicht korrumpierbare Bürgermeister von Montegiardino, der durchaus ein sympathisches Schlitzohr ist. Eifersuchtsszenen sind natürlich vorprogrammiert, zumal Luca ungeniert mit Aurora auf dem Marktplatz knutscht, auch wenn dies eher den Stalker der taffen Polizistin aus der Reserve holen soll. Wie immer in italienischen Krimis wird das wunderbare Essen der Region zelebriert und wie immer spielt die traumhafte Landschaft zwischen Bergen und Meer und das in diesem Fall allerdings heiße Wetter eine Rolle.
Ein Grund mehr wieder skandinavische Krimis zu lesen, denn hier gibt es nur Zimtschnecken und öden Fisch.

Für Paolo Riva ist Montegiardino ein Fantasieort in der Toskana, der berühmte Marmor natürlich nicht; und auch nicht die imposante hoch aufragende Figur des David von Michelangelo aus Marmor, zu bewundern in Florenz. Sein gut lesbarer Krimi passt in jede Tasche, ist nicht allzu brutal und fängt die Atmosphäre der Toskana, abseits von Verbrechen, vielleicht ein bisschen zu romantisch ein.