Alexandre de Sablé: Im Schatten von Pont Neuf, Zauberberg Verlag, Heidelberg 2015, 230 Seiten, €18,90, 978-3-945662-09-0

„Die Vorstellung, dass in der Gesellschaft eine Person unbehelligt weiterleben konnte, ohne dass sie die gerechte Strafe erhielt, war für Sophie nicht akzeptabel. Sie würde sich das selbst ankreiden. In diesem Fall hätte sie versagt.“

Kriminalkommissarin Sophie Batisteau wird von Straßburg nach Paris versetzt. Das verwundert nicht nur ihren künftigen Kollegen und Workaholic Nicolas Arnaud, auch beider Chef Monsieur Blériot von der Police Judiscaire Paris, der in letzter Zeit eigentlich nur noch schlechte Laune hat, ist verärgert. Und dann gerät Sophie auch noch, kaum in Paris angekommen, in einen Mordfall. Im Schatten der Pont Neuf wird ein Mann erschlagen. Er heißt Richard Stopyra. Als Sophie noch in Joggingklamotten den Toten entdeckt, versucht Nicolas Arnaud sie gleich zu verhaften. Allerdings erinnert er sich an ihr Bewerbungsfoto und schnell ist der Irrtum aufgeklärt. Zur gleichen Zeit erreicht eine „Gestalt“ die französische Hauptstadt, um einen Auftrag auszuführen. Nur der Leser ahnt, dass diese Person irgendetwas mit Sophies Vergangenheit, über die sie nicht sprechen möchte, zu tun haben muss.

Und dann geschieht auch noch ein zweiter Mord, genau auf den Treppen von Sacré-Coeur. Eine hysterisch schreiende amerikanische Touristin entdeckt die Leiche von Eriq Duwayne. Er hatte sich in der Nähe der Pont Neuf an diesem besagten Abend aufgehalten. War er der Mörder oder nur ein unliebsamer Zeuge? \n\nSophie und Nicolas, die sich schnell sympathisch sind, ermitteln nun in der Kunstszene, denn Stopyra hatte beruflich mit dem Auktionshaus Papignon & Giresse zu tun. Im Grunde sollte er die Kuratorenstelle einnehmen, aber Fabienne Etoile war wohl die bessere Wahl. Da Nicolas Manet nicht von Monet unterscheiden kann, fühlt er sich in diesen Kreisen nicht sonderlich wohl. Schnell wird Fabienne Etoile ins Präsidium gebeten, denn sie hatte laut eines Zeugen einen heftigen Streit mit Stopyra. Wovon sich der Tote seinen wohlhabenden Lebensstil leisten konnte, finden die Kommissare schnell heraus. Er hat Bilder gefälscht. Auch sein Lebenspartner Pierre Leroque wird im Laufe der Geschichte als Kunstfälscher enttarnt. Allerdings hat er auch noch ein Doppelleben geführt und ist eine vierjährige Beziehung mit Fabienne Etoile eingegangen. Nachdem ein Millionendeal mit einem Amerikaner über die Bühne gegangen ist, verabschiedet sich Leroque von Fabienne, die außer sich ist vor Wut. Aber erst ein Einbruch, den wohlgemerkt die beiden Kommissare beim Galeristen Clément verüben, bringt etwas Licht in den Fall.
Ach ja, und dann ist da ja noch die „Gestalt“, die Sophie erst töten will, wenn die beiden Morde aufgeklärt sind.

Wahre Kunst, gewiefte Kunstfälscher, beruflicher Ehrgeiz, arrogante Galeristen und gemeine Geldgier stehen sich in diesem Paris-Krimi im Wege. Alexandre de Sablé hält sich nicht lang mit Nebenschauplätzen oder unnötigen Figuren auf, er führt geschickt seine Hauptakteure ein, gibt ihnen etwas Kontur, spielt mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt der Liebe und schreibt sicher schon an einer Fortsetzung. Allerdings fehlt es der temporeichen Handlung, die jedoch ziemlich abrupt von einer Szene zur nächsten wechselt, an Zwischentönen und stimmigen Parisbildern. Manche triviale Entgleisung ( „Doch nun blickte sie auf die Scherben dieser Liebe.“ ) könnte dem Krimiliebhaber, der ein Anrecht auf passende sprachliche Formulierungen hat, die Lektüre verderben.