Cay Rademacher: Unheilvolles Lançon. Ein Provence – Krimi mit Capitaine Roger Blanc, Dumont Verlag, Köln 2024, 398 Seiten, €18,00, 978-3-8321-6821-6
„Blanc dachte nach. Wie lange mochte jener kultivierte Mister Lloyd das Weingut schon im Visier haben? Bereits seit Monaten? Jahren? Weil die Weine so viele Goldmedaillen gewannen? Womöglich hatte Francis Merlin selbst durch seine Erfolge den Geier erst angelockt, der nun um sein Lebenswerk kreiste?“
Erneut spielt die Handlung des Krimis von Cay Rademacher in der Heidelandschaft der Garrigue. Allerdings dreht sich alles um eine angebliche Frauenleiche, die einfach nicht aufgespürt werden kann. Kurz hatte eine Drohne der Winzerin Alice Merlin die scheinbar tote Frau in ihrem bunten langen Rock, die bäuchlings auf den Felsen lag, erfasst. Doch alle Nachforschungen, die Capitaine Roger Blanc und seine Kollegin Fabienne führen zu keinem Ergebnis.
Beim genauen Betrachten der Drohenenaufnahme ist noch ein Motorrad in der Ferne zu hören, aber das war es dann auch schon. Alice Merlin ist äußerst beunruhigt und da sie beste Kontakte, auch zur Untersuchungsrichterin hat, und vor allem einen sehr guten Ruf mit ihrem Château Richelme, soll Blanc nicht allzu auffällig ermitteln. Dass die Winzer mehr und mehr Technik einsetzen, ist nicht neu. Allerdings sind auch sie vom Klimawandel bedroht und müssen mehr investieren, damit ihre Erträge bei gleicher Qualität sich noch rechnen. Alice Merlins Ehemann ist ein leidenschaftlicher Winzer, im Gegensatz zu seinem ehemaligen Mitschüler Grand, der unweit ebenfalls ein kleineres Weingut betreibt. Nun will es das Schicksal, dass beide Winzer ernsthaft an Krebs erkrankt sind und in Marseille im Krankenhaus Tür an Tür liegen. Seltsamerweise ist zwischen ihnen erneut ein makabrer Wettbewerb ausgebrochen, wer sozusagen länger am Leben bleibt.
Bei Blancs Recherchen kommt auch heraus, dass Francis seinen Sohn Justin enterbt hat, da dieser sich kaum ernsthaft je mit dem Weingut identifiziert hat. Ehefrau Alice empfängt sogar schon einen Makler, Mr. Lloyd, der sich bereits auf seine Provision freut. Interessant ist, dass als zuverlässiger Vorarbeiter der Tziganes Manuel Rodriguez schon lang für Francis tätig ist. Blanc weiß, dass Justin ein altes Motorrad auf dem Privatgelände fährt. Doch wie kann jemand eine Frauenleiche auf einem Motorrad fortschaffen? Und wohin, wenn sie unauffindbar sein soll?
Blanc und Fabienne umkreisen diesen Fall, befragen jeden Beteiligten und verlieren sich in ausufernden Spekulationen. Als dann nach drei Tagen Manuel Rodriguez seine Frau Carmen als vermisst meldet, kommt die Geschichte langsam in Fahrt. Welche Rolle spielt Carmen, die als sogenannte Heilerin tätig ist, in diesem Fall? Woran hält sich ein Todgeweihter fest, wenn alle Hoffnung dahin ist? Carmen scheint nun wirklich das Opfer zu sein, doch immer noch fehlt jede Spur von einer Leiche. Carmen saß mehrfach an Francis Krankenbett, um die Hand aufzulegen und auch dafür Geld zu kassieren. Doch warum hat gerade Adam Lloyd der Frau Geld dafür gezahlt? Er wusste doch, dass Francis niemals sein Weingut verkaufen will und sein schneller Tod ihm eher zum Vorteil gereichen würde. Und dann geschieht auch dies. Francis stirbt viel eher als erwartet. Wollte er Justin doch noch als Erbe einsetzen? Hatte dieser sich besonnen und dem Vater versprochen, nicht zu verkaufen?
Eine Krimi ohne Leiche hat so seine Reize, aber die Handlung plätschert bei allen Konflikten der Familie Merlin rund um den Weinanbau und dessen Zukunft so dahin und leidet doch an Spannungsarmut. Langsam rückt nun auch der Klimawandel, der gerade den südlichen Ländern Europas mit zunehmender Trockenheit, Wassermangel und Waldbränden immer mehr Sorgen bereitet, als zentrales Thema in den Mittelpunkt vieler Krimihandlungen.
Wer jedoch die Romane von Cay Rademacher, die in der Provence angesiedelt sind, mag, sollte auch dieses Buch lesen.
Sieben Rezensionen zu Romanen von Cay Rademacher sind ebenfalls auf Lese24 zu finden!