C.L.Miller: Der falsche Vogel, Aus dem Englischen von Leena Flegler, Blanvalet Verlag, München 2024, 400 Seiten, €17,00, 978-3-7645-0853-1

„Der Martin-Brothers-Vogel hatte Giles annähernd sein gesamtes Erwachsenenleben lang verfolgt, und das wäre auch weiterhin der Fall – bis er vernichtet wäre. Arthur hatte verstanden, wie wichtig es war, dass er ihn an sich nahm.“

Gleich zu Beginn wird der umtriebige Antiquitätenhändler Arthur Crockleford in seinem Laden in Little Meddington ermordet. Zwar sieht es wie ein Unfall aus, aber die über siebzigjährige, ziemlich exzentrische Carole, seine beste Freundin, ahnt, dass sein Tod gewaltsam herbeigeführt wurde. Als Carole ihre Nichte Freya Lockwood in London anruft und zu sich bittet, ringt diese mit einem argen Verlust. Ihr fieser Ex-Mann James zwingt sie, das gemeinsame Haus nach der Scheidung zu verkaufen. Einst hatte Freya als Kunstexpertin mit Arthur zusammen gestohlene Fundstücke, u.a für Versicherungen aufgespürt. Doch nach einem tragischen Ereignis und einem heftigen Streit in Kairo hat sie Arthur und ihrer Berufung den Rücken gekehrt und sich in die öde Ehe mit dem egozentrischen James geflüchtet. Nun geht Freya auf die Fünfzig zu und soll, das fordert ein hinterlassener Brief von Arthur, die Geschehnisse damals in Kairo aufklären und für Arthur postum ein wichtiges Objekt finden, denn er wurde hintergangen. Wie im Brief angedeutet, wird Arthur Carole und Freya zu gegebenem Zeitpunkt wichtige Hinweise liefern.
Die beiden Frauen begeben sich nun auf eine gefährliche Mission. Freya fährt eigentlich nur widerwillig nach Copthorn Manor mit, um der Tante einen Gefallen zu tun. Für Arthur hat sie wenig Sympathie, da sie glaubt, dass er sie und ihren damaligen Geliebten Asim, einen Fälscher, damals in Kairo verraten hat. Doch natürlich wird sich alles aufklären und Arthurs Rolle am Ende des Romans in einem ganz anderen Licht dastehen.
Freya jedenfalls gewinnt immer mehr Selbstbewusstsein und sie spürt, dass sie diese Liebe zu den antiken Gegenständen erneut spürt und nichts vergessen hat, wenn es um die professionelle Prüfung von Fälschungen und Originalen geht. In Copthorn Manor finden sich unterschiedliche Leute ein, denn der Nachlass von Lord Metcalf, dem das Anwesen gehört, soll geprüft werden.
Freya wurde zu ihrer Überraschung von Arthur als Kunstexpertin avisiert. Sie hatte bei Arthur in einem geheimen Versteck eine Auflistung der wahren Kunstschätze gefunden, wozu auch ein eigenartiger Vogel zählt. Anwesend auf Copthorn Manor sind die Kinder von Metcalf, Giles und Amy, eine Haushaltshilfe, ein Gärtner, der Anwalt und die zwielichtige Freundin von Giles.
Kaum angekommen finden Freya und Carole immer wieder Warnschreiben, die sie auffordern schnell abzureisen. Doch Freya hat die Fahnderin wieder in sich entdeckt und sie will nun endlich wissen, was eigentlich Arthur, der offensichtlich hintergangen wurde, gesucht hat und was er mit der Sache damals in Kairo wirklich zu tun hatte.

In einer Mischung aus Agatha Christie – Krimi und Spukgeschichte entwickelt sich der Handlungsverlauf des Romans, der nun zum größten Teil auf Metcalfs Anwesen spielt, etwas unübersichtlich. Zum einen sind da die Geschehnisse in der Vergangenheit, dann all die Geschichten rund um Arthur und Freya, Arthurs Hinweise und das undurchsichtige Personal des Romans, wobei jede und jeder nicht das darstellt, was sie oder er vorgeben zu sein.

Nur eine Botschaft bleibt auf jeden Fall nach dem Lesen hängen: Kunstschätze, wie wertvolle Artefakte, z.B. Keilschrifttafeln der Sumerer sollten an den Orten bleiben, im Iran oder Irak, wo sie auch hingehören.