Mac Barnett, Jon Klassen ( Ill.): Der Wolf, die Ente und die Maus, Übersetzt von Thomas Bodmer NordSüd Verlag, Zürich 2018, 40 Seiten, €15,00, 978-3-314-10440-4

„Oje! Ich bin gefangen im Bauch dieses Untiers. Gleich ist es aus mit mir.“
„Ruhe!“, rief jemand.
„Ich möchte schlafen.“
„Wer ist da?“, piepste die Maus.

Das ist die Ente, die es sich gemütlich im Bauch des Wolfes eingerichtet hat. Sie braucht keine Angst mehr vor ihm zu haben, denn sie ist bereits gefangen. Aber in dieser Gefangenschaft hat sie es sich so richtig gemütlich gemacht. Sie speist vornehm an einem Tisch und hört Musik vom Plattenspieler. Was der Wolf alles so frisst? Die Maus ist sehr erstaunt und freundet sich mit der Ente an.

Gemeinsam werden die beiden sogar das Leben des Wolfes verteidigen. Verkehrte Welt!

Die Schwachen beschützen den Starken, weil sie zusammenhalten, fast eine Umkehrung des ursprünglichen Grimmschen Märchens vom bösen Wolf, der mit List und Tücke, in „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ sich der Schwachen bemächtigt. Aber warum suchen die Maus und die Ente nicht die Freiheit? Warum sitzen sie brav im Magen ihres Fressfeindes?
Beim Lesen der Geschichte und beim Betrachten der Bilder ( Es ist nicht zu sehen, wie der Wolf die Maus frisst!) könnte sich ein philosophisches Gespräch anbanden. Wie möchte ich eigentlich leben – mit oder ohne Abenteuer, mit oder ohne Angst vor dem morgigen Tag? In Sicherheit oder in der gefährlichen Welt?

Die Sympathieträger dieser Geschichte sind die lebensfrohe Ente, die etwas verunsicherte Maus, aber auch der freundliche Wolf, der am Ende den Mond anheult, denn die Schmerzen, was ist nur in seinem Magen los, wollen nicht weichen.

Jon Klassen konzentriert sich mit einfachen klaren, farblich kaum auffälligen Bildern im Retro-Stil auf die Akteure der Geschichte.