Max Bronski: Der Pygmäe von Obergiesing, Verlag Antje Kunstmann, München 2016, 164 Seiten, €15,00, 978-3-95614-124-9

„Manche überlegen viel und wägen ab, bevor sie etwas tun, ich konnte das noch nie. In meinem Schädel gibt es einen starken Mechanismus, der in solchen Situationen sofort auf Autopilot schaltet.“

Wenn der eigenwillige Wilhelm Gossec, der sich selbst als Trödelhändler bezeichnet, eine Ungerechtigkeit beobachtet, dann kann er einfach nicht still weitergehen. Er muss gegen Funktionsträger intervenieren, auch wenn er dann im Polizeigewahrsam landet. So geschehen als Polizisten Alois Womack kontrollieren und schikanieren. Dabei ist seine Mutter eine gute Katholikin, nur sein Vater stammt aus dem Kongo. Beide Männer lernen sich nun in der Zelle kennen und irgendwie auch mögen. Der kleine Alois ist als Pygmäe von Obergiesing unterwegs und das heißt er schlüpft als Kleindarsteller in alle möglichen Rollen, z.B. trommelt er in Fantasiegewändern für Regen und tanzt bei der 3.Welt-Initiative in Neuhausen. Solange niemand ihn ernst nimmt, spielt er dem deutschen Publikum alle Klischees vor, die in ihrem Kopf über Menschen mit dunkler Hautfarbe herumschwirren.

Alois kommt jedenfalls frei, aber Gossec wird zu Sozialstunden verurteilt. Allerdings verbringt er diese nicht im Schweiße seines Angesichts, sondern testet im Kloster Gnadenstätt im Süden von München gemeinsam mit Pater Willibald alle möglichen Biersorten.

In einem sarkastisch witzigen Ton erzählt Max Bronski aus der Sicht vom altmodischen Gossec, der immer noch ein Faxgerät hat, von einer Welt, in der so einiges in Schieflage geraten ist. So schlägt sich Gossec mit einem Typen herum, der ständig Geld von ihm für eine Lieferung haben möchte, die nie angekommen ist.
Und dann verschafft ihm sein neuer Freund Alois einen lukrativen Auftrag für eine Riesenparty bei MCB ImmoInvest, bei der er einen Auftritt hat. Gossec kratzt alle möglichen urbayerischen Sachen zusammen, die er so im Keller hat und liefert diese in einer ziemlich feinen Villa ab. Hier trifft er die attraktive, aber doch unglückliche Leila Backers, die hinter eine dubiose Sache bei der Immobilienfirma gelangt ist. Sie bittet Gossec darum, ihm ein paar Unterlagen schicken zu dürfen, die sie nicht mehr aus dem Haus schmuggeln kann. Nach der Party wird die ermordete Leila gefunden und in unmittelbarer Nähe der arme, völlig abgefüllte Alois im Wagen von Gossec, der irgendwo auf einer Bank seinen Rausch ausschläft. Natürlich hat die Polizei sofort ihren Mörder. Alois jedoch besteht auf einer sofortigen Blutuntersuchung, deren Ergebnis ihn freispricht. Jemand hatte ihm k.o.- Tropfen in die Getränke gemischt. Jetzt muss sogar der eifersüchtige Gossec Abbitte leisten, der Alois wirklich im Verdacht hatte.
Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf und Gossec erzählt von den Unterlagen, die eigentlich demnächst bei ihm ankommen müssten.
Zum Glück findet er sein Paket und sogar die nicht zugestellte Lieferung, einen Teppich bei seinem dementen Hausbesitzer, der immer alle Post annimmt und dann alles wieder vergisst.

Was mit bei MCB ImmoInves und ihrer Stiftung Soziales Wohnen nicht stimmt, darum drehen sich nun alle Ermittlungen, die Gossec und Alois im Alleingang aufnehmen.
Weltbewegend und sonderlich neu ist der Plot nicht, lesenswert allerdings ist die Weltsicht der Hauptfigur von Max Bronski, ihre Kommentare zum Alltag, zu neuen Biersorten und Fremdenfeindlichkeit.