Agatha Christie: Das fehlende Glied in der Kette, Poirots erster Fall, Aus dem Englischen von Nina Schindler, Atlantik beim Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020, 224 Seiten, €20,00, 978-3-455-00883-8

„War die Familie vom Kummer gebeugt? War ihre Trauer über Mrs Inglethorps Tod so tief? Da erst wurde mir bewusst, dass im Haus keine Trauer geherrscht hatte. Die Tote hatte nicht die Gabe besessen, bei anderen Liebe zu erwecken.  Poirot schien meinen Gedanken gefolgt zu sein. Er nickte ernst.“

Aus der Sicht des Anwalts, Mr Hasting, wird dieser ominöse Kriminalfall erzählt. Als guter Bekannter von Hercule Poirot, der sich ebenfalls in Sussex aufhält, ist der Ich-Erzähler immer nah am Geschehen und doch stellenweise derart verwirrt, dass Poirot nur mit den Augen rollen kann. Der kleine, extrem intelligente Belgier, der äußersten Wert auf seine lupenreine Kleidung legt, erklärt sich schnell bereit, im Todesfall von Emily Ingelthorp zu recherchieren.
Die siebzigjährige Dame mit großem Anwesen und Vermögen hatte zum Ärger ihrer Stiefkinder erneut geheiratet. Ehemann Alfred ist bedeutend jünger als sie und allen im Haus verhasst. Seine Trauer beim Tod seiner Ehefrau scheint geheuchelt, zumal er das beste Alibi hat. Er war den Abend und die Nacht nicht auf dem Landgut Styles Court. Klar ist, das Opfer wurde hinterhältig durch ein Gift getötet. Der Erzähler war sogar beim Todeskampf zugegen, so wie die Stiefsöhne John und Lawrence.
Dr. Bergmann, der sich immer zu den unmöglichsten Zeiten in der Nähe des Hauses aufhielt, bescheinigte die Obduktion.
Alle vermuten sofort, dass nur Alfred ein Motiv für einen Mord habe. Akribisch untersucht Poirot das Schlafzimmer der Toten und auch das ihres Mannes. Er findet den Papierrest eines verbrannten Testaments. Sicher stutzte der Leser als die Dame des Hauses mitten im Sommer um ein Kaminfeuer bat. Poirot jedenfalls fand es verdächtig. Somit hatte Emily Ingethorp die Neufassung ihres Testaments selbst verbrannt. Doch warum?

Natürlich beginnt auch die Polizei mit ihren Befragungen und Personal wie Familie werden verhört.
Immer enger schließt sich die Schlinge um den Hals von Alfred, doch dann findet Poirot den Beweis, dass es Alfred allein nicht gewesen sein kann. Dieser jedoch möchte unbedingt in einem Prozess freigesprochen werden, was bedeuten würde, dass man ihn nicht mehr anklagen könnte.
Innerhalb der Familienmitglieder verbreitet sich ein Misstrauen und als Stiefsohn John dann auch noch verhaftet wird, beginnt seine Frau Mary, die ihn nicht aus Liebe geheiratet hat, um ihn zu kämpfen.
Natürlich hatte dies Poirot, der alte Menschenkenner, vorausgesehen.

Gegenüber dem Erzähler berichtet Poirot davon, dass in seiner Beweiskette noch ein einziges kleines Teil fehlt. Mr Hastings kann gar nicht fassen, dass er seinen Freund letztendlich auf die richtige Spur setzten wird.
Am Ende folgt der übliche Poirot – Showdown, den man auf keinen Fall verpassen möchte.

Alle Ingredienzien liegen für diesen klassischer Krimi vor: ein herrschaftliches Haus, eine Tote, eine Familie, die etwas dysfunktional ist, ein viel zu junger Ehemann und Hercule Poirot, der wiedermal zu richtigen Zeit an der richtigen Stelle seine detektivischen Fähigkeiten spielen lässt.

Beste Unterhaltung für verregnete Sonntage!

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