John Grisham: Das Bekenntnis, Aus dem Amerikanischen von Kristina Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya, Heyne Verlag, München 2019, 592 Seiten, €24,00, 978-3-453-27213-2



„Ein endloser Tag nach dem anderen verstrich, und allmählich fanden sie sich mit der Tatsache ab, das sie nie erfahren würden, warum ihr Vater Dexter Bell getötet hatte und warum ihre Mutter einen so schlimmen psychischen Zusammenbruch erlitten hatte.“

Es ist eine bewusste Entscheidung, niemand hätte Pete Banning, den Kriegshelden und erfolgreichen Baumwollfarmer aus Clanton / Mississippi davon abhalten können. Vor der Tat hat er seinen Kindern, Joel und Stella, die beide studieren, die Farm überschrieben. Liza, Bannings Frau, hält sich zu dieser Zeit in einer Klinik auf, sie hat extreme psychische Probleme, über die Pete mit niemandem spricht.
Pete Banning fährt zum Haus des angesehenen Pfarrers der Methodistengemeinde, Reverend Dexter Bell, und erschießt ihn. Weder die Anwälte noch die Schwester von Banning, Florry, die ebenfalls auf der Farm lebt, kann ihn zum Reden bringen.
Die Handlung spielt im Süden der USA im Zeitraum zwischen 1946 und 1950. Pete Banning bekennt sich nicht schuldig, denn er hat sich für etwas gerächt. Doch wofür?
Im Krieg hielt er sich auf den Philippinen auf, geriet in Gefangenschaft, galt als tot, konnte fliehen und mit schweren Verletzungen nach Hause zurückkehren. In dieser Zeit stand Dexter Bell Liza immer zur Seite. Joel war der Meinung, dass der Pfarrer vielleicht zu oft ins Haus kam.
Die zwölf Geschworenen ringen sich zu einem Urteilsspruch durch und Pete wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
John Grisham erzählt Pete Bannings Geschichte in aller epischen Breite und beginnt im zweiten Teil mit der ersten Begegnung der künftigen Eheleute. Liza wollte immer in der Stadt leben, doch das Schicksal verschlägt die beiden dann doch auf die Farm. Liza hat kein Problem, im Gegensatz zu ihren Eltern, die eigentlich andere Pläne mit der Tochter hatten, dass im Haushalt der Bannings schon immer Schwarze gearbeitet haben. Der Zweite Weltkrieg beginnt und Pete weiß, dass er kämpfen will. Seine Kriegserlebnisse werden ausführlich geschildert, die Qualen und die Befreiung. Liza glaubt in dieser Zeit, dass ihr Mann von japanischen Soldaten ermordet wurde.
Als er sie anruft, kann sie nicht fassen, dass er wirklich noch am Leben ist.
Petes Rückkehr jedoch wird von Lizas zurückhaltendem Verhalten überschattet.
Nach Petes Tod verklagt die Witwe von Dexter Bell die Familie Bannings und fordert, auch im Namen ihres neuen raffgierigen und hoch verschuldeten Mannes, eine horrende Summe. Der Prozess wird die Familie das Haus und Grund und Boden kosten.

John Grisham erzählt konventionell und ausufernd wie in einem traurig-elegischen Poem die Geschichte vom Untergang einer Familie im Süden der USA. Es geht um einen Verrat, um Lügen, Geheimnisse und vor allem um den Verlust von Vertrauen und Liebe. Der gut recherchierte Roman beleuchtet die Zeit der Rassentrennung, in der klar ist, wäre Dexter Bell ein Schwarzer gewesen, an dem Bannings Rache üben wollte, wäre er nie vor Gericht gelandet. Ein angesehener Weißer tötet einen Mann der Kirche und niemand soll erfahren, warum als dies geschehen ist. Die Sinnsuche nach der entscheidenden Antwort, mit der die Hinterbliebenen vielleicht abschließen könnten, bildet den Spannungsbogen dieser tragischen Geschichte. Was war die Ursache für den gewaltsamen Tod eines Menschen und was rechtfertigt diese Tat? Warum musste Pete Bannings nach all seinen Kriegserlebnissen, die bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus gingen, diesen Mord begehen und dafür elendig sterben?