Eva Ibbotson: 5 Yetis suchen ein Zuhause, Aus dem Englischen von Peter Knecht, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013, 288 Seiten, €12,95, 978-3-423-76082-9

„Es ist ungewöhnlich, wenn einem jemand mitten in der Nacht erzählt, dass draußen fünf fürchterliche Schneeungeheuer stehen, die man in die Hochzeitssuite eines Luxushotels schmuggeln muss, und manche Leute hätten vielleicht ein großes Getue gemacht, eine Menge Fragen gestellt, aber Ellen war nicht so.“

Schlag auf Schlag geht es in dieser fantastischen Geschichte zu. Da wird nicht viel nachgedacht oder eventuell gezaudert, sondern im Angesicht der plüschigen und vor allem friedliebenden, wie arglosen Schneemenschen gehandelt.

Vor gut 100 Jahren befinden sich im Gebirge an der Grenze von Tibet der Earl of Farley, passionierter und bekannter Pflanzenforscher, und seine Tochter Agatha. Als eine starke Hand Agatha plötzlich aus dem Zelt reißt und sie zum ersten Mal die hilflosen drei Yeti-Babys sieht, ist sie ihrem Entführer, dem Yeti-Vater, nicht mehr böse. Schnell entdeckt die junge Frau, dass die Schneemenschen wunderbar lächeln, Vegetarier sind und absolut friedlich. Agatha begleitet die Yetis in ihrer Entwicklung. Sie bringt ihnen das Sprechen, Rechnen und Manieren bei und sie überhäuft ihr dankbares Publikum mit den klassischen Geschichten des Abendlandes. Die Yetikinder Lucy, Clarence und Ambrose sind mit all ihren kleinen Fehlern absolut liebenswert. Lucy mag das Essen, Clarence ist ein bisschen spät in allem und Ambrose, das kränkliche Kind, der heimliche Liebling von Agatha. Mit ihren Kinderseelen, auch die Yeti-Oma, die zu ihnen stößt und Onkel Otto verfügen darüber, möchte man die riesigen Schneemenschen nur knuddeln. Allerdings nehmen im Laufe der Jahre die Menschen immer mehr Raum auch hoch in den Gebirgen ein. Richtig sicher fühlt sich Agatha im Tal zu den Füßen des Nanvi Dar mit ihrer Yeti-Gruppe nicht mehr.\r\nAls Lucy, vollgefüllt mit fünf Puddings, schlafwandelt, hinterlässt sie dicke und gut sichtbare Fußtritte im Schnee.

Nun stürzen sich alle sensationslüsternden Medien und Jäger auf diese verheißungsvolle Spur. Nur der kleine, beherzte Page Con vermag es, die Yetis ausfindig zu machen.

Er kommt wie gerufen, denn Agatha möchte, dass ihre Freunde die Heimat verlassen und nach England reisen, nach Farlingham. Auch nach 80 Jahren wird sich hier nicht viel verändert haben. Nur dort können Agathas Lieblinge sicher sein, glaubt die alte Dame, die sich zu schwach für diese Reise fühlt.

Con und seine Schwester Ellen sollen die Fahrt mit einem Lastzug fast rund um die Welt begleiten. Eine abenteuerliche Reise!
Niemand kann ahnen, was den Yetis geschehen kann. Farley Towers in Hampshire ist weit, sehr weit.

Und vor allem, was erwartet die fünf Schneemenschen ( der Yetivater bleibt bei Agatha ) auf dem Landsitz. Eins sei schon mal verraten, alter Adel verarmt und vermietet oftmals seine Räumlichkeiten. Die Farleys haben das getan, an eine Jagdgesellschaft. Die Aussicht auf Yetijagd zu gehen, scheint für diese Engländer der Himmel auf Erden.

Aber es wäre ja keine Geschichte von Eva Ibbotson, wenn nicht doch ein Happy End und eine kleiner gesellschaftlicher Seitenhieb auf den Leser warten würde. Die Queen hat auch einiges zu sagen, aber am Ende sind die Helden doch Con und Ellen, die sonst was in Bewegung setzen, damit die Schneemenschen wieder in Frieden leben können.

Amüsant, verrückt und wunderbar unterhaltsam!