Leaf Arbuthnot: Warten auf Eliza, Aus dem Englischen von Christiane Burkhardt, Diana Verlag, München 2021, 350 Seiten, €17,00, 978-3-453-36081-5

„Eliza merkte, dass sie grinste. Es tat tatsächlich gut, diese exzentrische Frau wiederzusehen, auch wenn Eliza sich dabei sehr verletzlich und verlegen vorkam. … Ada erkundigte sich, ob sie bereits gefrühstückt hatte. Eliza verneinte.“

Bevor die über siebzigjährige Ada Robertson und die fünfundzwanzigjährige Eliza Fender sich kennenlernen, vergeht ziemlich viel Zeit im Roman.
Die englische Autorin Leaf Arbuthnot erzählt vorher ausführlich vom Leben der beiden doch sehr unterschiedlichen Frauen, die in Oxford in der gleichen Straße wohnen. Gleich zu Beginn laufen sich beide, ohne aneinander zu kennen, aneinander vorbei. Ada kommt mit der neu eingeführten Automaten-Bezahlung im Supermarkt nicht klar und Eliza läuft einfach zum Automaten, gibt ihre Sachen ein und verschwindet wieder. Adas und Elizas Häuser stehen in der gleichen Straße, nur bewohnt Ada das mit der grellen, gelben Tür und Eliza hat ein kleines, preiswertes Zimmer im Abrisshaus gegenüber. Eliza hat sich kaum in Oxford eingelebt. Zwar will sie hier ihre Doktorarbeit an der Italienischen Fakultät schreiben, findet aber trotz Unterstützung nicht die richtige Konzentration. Wie ein aus dem Nest gefallener exotischer Vogel wirkt Eliza mit ihrem pinkfarbenen Bob. Zu ihrer Mutter Flora hat die lesbische Eliza ein unterkühltes Verhältnis und ihr Vater Rich stammt aus einfachsten Verhältnissen in Nordengland. Den einzigen Trost in ihrer Kindheit fand Eliza, wenn sie in die Bibliothek gehen konnte und ungestört lesen. Warum Eliza ausgerechnet italienische Literatur gewählt hat, wird im Laufe der Lektüre nicht ganz klar, genauso wenig, wie sie ihr Studium in Bath finanziert hat, zumal sogar ihre Mutter sie anpumpt, obwohl die Tochter so wenig Geld hat.

Ada hat vor gut zwei Jahren ihren Mann Michael, mit dem sie eine kinderlose, aber harmonische Ehe geführt hat, verloren. Er war anerkannter Dozent an der italienischen Fakultät, sein Spezialgebiet: die Arbeiten von Primo Levi. Adas Karriere als Lyrikerin, was sie doch im Nachhinein schmerzt, hatte nie richtig Schwung aufgenommen. Recht einsam verbringt Ada nun ihre Tage, nachdem sie bemerkt hatte, dass die Freunde von Michael nicht die ihrigen sind.
Beherzt zieht sie sich doch am eigenen Zopf aus dem Sumpf, als sie versucht Arbeit zu finden. Finanziell hat sie es nicht nötig, sie sucht die Gesellschaft von Leuten. Sie gründet ein Start-up und nennt es Rent – a – Gran, was einige Männer falsch interpretieren. Als Großmutter kümmert sich Ada nun um Kinder, gibt erwachsenen Männern Kochunterricht, die wie die Kinder immer noch bei ihren Eltern wohnen oder berät seriöse Inder, die bald heiraten wollen. Mit der Lebensberatungsidee kommt wieder Schwung in Adas Alltag und nicht lang und Ada und Eliza laufen sich über den Weg.
Beide Frauen aus so unterschiedlichen Generationen richten sich aneinander auf und geben sich, ohne es zu ahnen, Kraft. Eliza kann nicht fassen, dass sie nun im Haus von Michael Robertson wohnen und studieren kann und Ada beginnt wieder Gedichte zu schreiben. Sie verbringen viel Zeit miteinander, frühstücken und reden. Bald zieht Eliza bei Ada ein, denn das Zimmer im Abrisshaus war nur vorübergehend als Wohnung gedacht. Es ist die Zeit der Entscheidung über den Brexit, in der die Nation sich in gewisser Weise auch spaltet. Diese Unstimmigkeit wird sich auch in der Beziehung von Ada und Eliza, die immer noch ihrer alten Liebe Ruby nachtrauert, einschleichen und zum kurzzeitigen Bruch führen.

Unterhaltsam und auch mit Humor erzählt Leaf Arbuthnot aus der personalen Perspektive wie die beiden Frauen in ihrer Einsamkeit zueinander finden, sich entzweien und doch wieder einen Weg finden, Kontakt zueinander aufzunehmen.