Toni Jordan: Dinner mit den Schnabels, Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet, Thiele Verlag, Wien 2023, 380 Seiten, €22,00, 978-3-8517-9523-3

„Seine Vorfahren hatten die Pest, Seuchen, Hungersnöte und die Fahrt über den Globus überlebt, angekettet im Innern eines leckenden, flohverseuchten Schiffes, weil sie ein Taschentuch geklaut hatten, also verstand er, auf einer geistigen Ebene, dass im großen Getriebe der Welt ein kaputter Kühlschrank kein Problem von monumentalen Ausmaßen war. Aber so fühlte es sich nicht an. Alle diese kleinen Katastrophen des modernen Lebens summierten sich, bis sie den Stresslevel eines Strafgefangenenlagers erreichten.“

Simon Larsen, Anfang vierzig, ist mit seiner immer noch heißgeliebten Frau Tansy und seinen beiden Kindern, der ungewöhnlich vernünftigen, achtjährigen Mia und dem Wirbelwind Lachie, von seinem eigenen Haus in eine beengte Mietwohnung gezogen. Durch die Corona-Pandemie musste Simon sein Architekturbüro aufgeben und seiner Frau, die als Immobilienmaklerin in Melbourne arbeitet, das Geldverdienen überlassen. Ein Zustand, der ihn zutiefst deprimiert und sehr an seinem Selbstwertgefühl kratzt. Und dann ist da noch seine zupackende Schwiegermutter Gloria Schnabel ( „ein brodelnder, wortespeiender Vulkan“ ), deren Sympathie zu erlangen, für Simon kaum möglich ist.

„Simon scannte sein Gedächtnis nach irgendwelchen Wochenendplänen. Fundraising für die Schule? Eine Party? Irgendein Menschenopfer, das Gloria vorbereitet hatte zur Stärkung ihrer dämonischen Kräfte? Er hatte keine Ahnung.“

Die Familie hat beschlossen, dass eine Gedenkfeier für den verstorbenen Ex-Mann von Gloria, der sie und ihre Kinder Tansy, Kylie und Nick vor Jahren verlassen hat, im Garten eines Freundes stattfinden soll. Diesen Garten muss Simon, alle verlassen sich auf ihn, im Laufe einer Woche, das ist auch der Zeitraum dieser durchaus witzigen Handlung mit so einigen tragikomischen Tiefpunkten, neu gestalten. Zu dieser Feier reist auch Monica an. Sie ist die viel jüngere, noch fremde Halbschwester von Tansy, die nicht zulassen kann, dass Monica in einem Hostel wohnt. Kurzerhand quartiert sie sie in die kleine Wohnung ein. Simon ist sauer, denn jetzt glaubt er, er müsse sich auch noch um den Familienzuwachs kümmern. Aber das geschieht gar nicht, denn Monica ist mit ihren sechsundzwanzig Jahren durchaus lebenstüchtig, denn sie arbeitet erfolgreich als Influencerin, die unbedingt eine Espressomaschine benötigt.

Bevor der wirklich träge Simon, der kaum gut schläft, überhaupt einen Fuß in den Garten setzt, vergeht viel Zeit, denn immer kommen irgendwelche wichtigen Dinge, z.B. ein defekter Kühlschrank oder ein Anruf der Lehrerin oder ein Jobangebot, dem Hausmann in die Quere.

Beginnt die Geschichte mit der bedrückenden Information, dass sich Tansy von ihrem Mann trennen will, immerhin findet er eine fremde Socke in der Waschmaschine, so versinkt die Geschichte zum Ende hin nicht im Chaos. Ganz im Gegenteil. Alle Alltagsprobleme werden wirklichkeitsnah geschildert und der Showdown zum Ende hin liest sich atemberaubend spannend.

Dass diese gesamte Gartenaktion mit wirklich sympathischen Hintergedanken, auch von der verhassten Schwiegermutti, geplant war, wärmt wirklich das Herz beim Zuschlagen des Buches.

Unterhaltsame Familiengeschichte, wirklichkeitsnah und sehr witzig!