Rebecca Serle: Ein Sommer in Italien, Aus dem Amerikanischen von Judith Schwaab, btb Verlag, München 2023, 320 Seiten, €15,00, 978-3-442-77356-5

„Was soll ich darauf antworten? Meine tote Mutter steht vor mir in einem Hotel an der italienischen Küste. Ob ich mich besser fühle? Es fühlt sich an, als wäre ich verrückt geworden. Vollkommen verrückt. Und es fühlt sich an, als wäre etwas mit mir ganz und gar nicht in Ordnung.“

Mütter und Töchter kommen sich, auch wenn sie ein noch so harmonisches Verhältnis pflegen, irgendwann in die Haare, spätestens in der Pubertät. Das kann heftig werden und dient natürlich einer völlig normalen Abgrenzung und Suche nach der eigenen Persönlichkeit. Aber dann glätten sich vielleicht wieder die Wogen und irgendwann treten sich beide als Erwachsene gegenüber.

Bei Katy Silver, die nun dreißig Jahre ist, verheiratet mit Eric und Eigentümerin eines Hauses in Los Angeles mit festem Job als Texterin, ist das ganz und gar nicht so gelaufen. Sie bewundert ihre Mutter Carol Almea Silver über alle Maßen. Carol ist die perfekte Frau mit einem fantastischen Beruf. Sie arbeitet als Innenarchitektin. Sie ist eine Person, die immer alles weiß, beste Ratschläge zu verteilen hat und unantastbar ist. Natürlich will Carol nicht mit ihrem Mann in New York leben, sondern eigentlich Tür an Tür mit Mutti. Das klingt nach einer ungesunden symbiotischen Beziehung. Katy lebt dann ca.15 Minuten mit dem Auto entfernt von ihren Eltern und wenn ihr Mann auf Reisen ist, dann zieht die Tochter für diese Zeit auch wieder zu ihrer Mutter.

Carol hat von den Superfähigkeiten ihrer Mama nichts mitbekommen. Sie kann weder kochen, was natürlich zu deren Kompetenzen zählte, noch alles andere, was frau können muss.

Mit dem Tod der Mutter bricht nun alles zusammen. Katy suhlt sich in ihrem Kummer und will am liebsten auch gleich ihren Ehemann Eric verlassen. Sie denkt, und da mag sie recht haben, sie hat in ihrem Leben bisher nichts richtig ausprobiert, ist nie über die Stränge geschlagen, hat keine Freundinnen, denn Mutti war ja die beste Vertraute und hat auch gleich den ersten Sexpartner geheiratet. Als sie auf Anraten ihres Mannes ihrer Mutter zum sechzigsten Geburtstag die Reise nach Positano, einem malerischen Ort in der Nähe Neapels, schenkt, ahnt sie nicht, dass der Krebs so schnell das Leben der Mutter beenden wird.

Nun reist Katy allein nach Italien. Auch hier umgibt die junge Frau nur freundliches, ihr zu Diensten stehendes Personal, das sogar die besten Speisen aussucht. Es findet sich gleich ein anhänglicher Witwentröster und dann begegnet die traurige Tochter, die immer genau weiß, was sie passend zum Wetter und Ausflug anziehen muss auch noch der Mutter, allerdings als junge Frau vor deren Familienleben. Ein interessante Wendung, könnte man meinen, wenn auch diese nicht nur so vor Harmonie und Freundschaft triefen würde. Nebenher führt die Autorin die Leserin nach Capri, Neapel und berichtet einer Reiseführerin gleich auch von der einmaligen Stadt Positano. Dass sich alles am Ende zum Positiven wendet, muss eigentlich nicht berichtet werden.

Rebecca Serle hat ein Buch über die Selbstfindung einer jungen Frau voller fader Kalendersprüche in einer unerträglichen, klischeehaften Sprache mit holzschnittartigen Figuren geschrieben. Warum diese seichte Geschichte in fünfundzwanzig Sprachen angeblich übersetzt wird, bleibt ein Rätsel.

Und, Positano, ein Klippenort an der süditalienischen Amalfiküste, hat diesen schlechten Roman nicht verdient.