Kristina Ohlsson: Das Feuer im Bootshaus – August Strindberg ermittelt, Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann, Limes Verlag, München 2023, 589 Seiten, €18,00, 978-3-8090-2754-6

„Der blutige Handabdruck von einem kleinen Kind. Ein kürzlich entdecktes Kunstwerk in einem Bootshaus, das es nicht mehr gab. Und jetzt ein alter Projektor und eine Filmkamera. Diese Ermittlung war ungewöhnlich, so viel stand fest.“

Die attraktive, fünfundvierzigjährige Hauptfigur mit Dichternamen, August Strindberg, der so gern Kekse backt, im Leseclub aktiv ist, und vor einigen Monaten von Stockholm an die Westküste ins beschauliche Hovenäset gezogen ist, um einen Secondhandladen zu eröffnen, steht wieder im Mittelpunkt dieses äußerst schwierigen Falles. Jetzt mit der Polizistin Maria Martinsson liiert, die zum Glück ihren gewalttätigen Ehemann zumindest vorübergehend losgeworden ist, er sitzt im Gefängnis auch wegen Drogenkonsum, fühlen sich viele im Ort von dem ruhigen neuen Mitbürger angezogen. Einer von ihnen ist auch der nicht gerade sympathische, ziemlich rassistische Gunnar Wide, der gern den Wutbürger gibt, weil er der Meinung ist, die Ordnungsmacht würde nicht genug tun. Gunnar ist es dann auch, der mitten in der Winternacht bemerkt, dass das Bootshaus von Axel Ehnbom brennt und das Feuer auch auf das Bootshaus von August Strindberg übergegangen ist. Nachdem die Polizei tagelang versucht hat, Axel zu kontaktieren, ergreift Maria die Initiative und findet den Toten in seinem Haus. Der Vierundachtzigjährige liegt an der Treppe und schnell wird deutlich, er wurde gestoßen. Axel hat vor fünfzehn Jahren seine geliebte Frau Denise, die sich als Afroamerikanerin nie richtig im kleinen, schwedischen Ort einleben konnte, verloren. Allerdings tauchen immer wieder Briefe auf, die zwischen Mary Thynells, der Nachbarin von Axel, und ihm ausgetauscht wurden. Mary ist schwer krank und wird aufmerksam von ihrem Sohn Ola, der als Schornsteinfeger im Ort arbeitet, gepflegt.

Parallel zu diesen Ereignissen lernen die Lesenden Patrizia, die jüngere Schwester von Ola, und ihre vernachlässigten Kinder Hellevi und Sam kennen. Patrizia, die immer von ihrer Mutter Mary geschützt wird, ist alkoholkrank und bekommt privat und beruflich nichts auf die Reihe. Die dreizehnjährige Hellevi muss sich um ihren kleineren, sehr dünnen Bruder Sam kümmern, der, was sich niemand erklären kann, seit dem Brand nicht mehr spricht. Hellevi hat bemerkt, dass Sam, die Mutter war in der Nacht nicht in der Wohnung, eigenartig nach Rauch roch. Axel hat vor seinem Tod damit begonnen, sein Haus aufzuräumen. August Strindberg sollte eine Kiste mit Sachen erhalten, die der Händler dann in einer Kirche findet. Axel hat sie dort abgestellt. Als August die Kiste öffnet, ahnt er nicht, dass Axel diese vertauscht hat und er nun einem Geheimnis auf die Spur kommen wird. Allerdings tauscht er sich im Gegensatz zu Gunnar, der eine Bürgerwehr organisieren will, weil angeblich ein Pyromane sein Unwesen treibt, immer wieder mit der Polizei aus.

Kristina Ohlssons Krimihandlung wechselt immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen und greift auch einen Fall auf, der bereits im ersten Band „Die Tote im Sturm“ eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Polizeiarbeit spielt zwar eine Rolle, aber es kommt zu keinen ausufernden Schilderungen und mit brutalen Szenen hält sich die Autorin zurück. Ihre literarischen Figuren sind in ihren Handlungen glaubwürdig und August Strindberg sehr sympathisch. Wichtig sind der schwedischen Autorin die zwischenmenschlichen Konflikte, die man gerade in einem 200 Seelen – Dorf nicht verheimlichen kann. Oder doch?

Spannend und ideal für jeden Urlaub!

Auch auf diesem Literaturblog zu finden, die Besprechung zum ersten Band „Die Tote im Sturm“!