Anna Jansson: Puppenblut – Ein Kommissar – Bark – Krimi, Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann, Blanvalet Verlag, München 2023, 496 Seiten, €12,00, 978-3-7341-1266-9

„Weiter vorne im Album fand sie ein Foto von ihrer Mutter Gunilla als Zweijährige mit einer Puppe im Arm. Direkt nachdem Mary sie in Västra Mark zur Welt gebracht hatte, war sie zur Adoption freigegeben und dann zwischen verschiedenen Pflegefamilien herumgereicht worden.“

Die schwedische Autorin Anna Jansson erzählt in ihrem neuesten und zweiten Band rund um den Ermittler Bark vom Schicksal dreier Frauen, die zwar miteinander verwandt waren, sich aber nie wirklich kennenlernen durften und alle drei ermordet wurden. Alle verbindet eine Puppe und die Tagebuchaufzeichnungen von Mary Billbro. Als die Dreiundvierzigjährige 1967 in Örebro Freigang aus der sogenannten Anstalt für Geistesgestörte Västra Mark bekam, wurde sie später tot aufgefunden. Marys Geschichte ist herzzerreißend. In ihren Tagebuchaufzeichnungen, die in der Puppe versteckt auf einzelnen Blättern zu lesen sind, erzählt sie, dass sie einen Geliebten hatte und 1943 schwanger in die Anstalt eingeliefert wurde. Jemand wollte sie von der Bildfläche verschwinden lassen und hatte Männern den Auftrag gegeben, das wird sich später herausstellen, die arme Frau zu vergewaltigen. Wie mit angeblich sexuell zu aktiven Frauen umgegangen wurde, gleicht in dieser Zeit und Gesellschaft einem Martyrium. Nach der Geburt wurde Mary ihre Tochter Gunilla sofort weggenommen. Doch Mary kämpft, und hofft endlich nach einer gewissen Liberalisierung, ihr Kind endlich zu sehen. Doch auch Gunilla kommt früh zu Tode. Angeblich hat sie sich aus einem Turm gestürzt. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr eigenes Kind Eva bereits vier Jahre alt. Aber Gunillas Sturz war kein Unfall, sie wurde ermordet und auch Eva Kulitz, ihre Tochter, wird als erwachsene Frau brutal hingerichtet. Die fünfundfünfzigjährige Beraterin einer Krankenkasse ist es gewohnt, dass Kunden sie beschimpfen, wenn sie ihnen das Krankengeld nicht genehmigt, dass ihnen angeblich oder auch wirklich zusteht. Doch dieses Mal gehen die Drohungen gegen Eva zu weit. Jemand tötet ihre Katze. Und sie bekommt Schreiben, in denen ihr gesagt wird, sie solle ihre Ahnenforschung endlich einstellen. Bevor Eva ermordet wird, schüttet wiederum ihre Tochter Linn ihr Herz bei der Mutter aus. Sie ist junge Mutter, mit Joar verheiratet und arbeitet in ihrer eigenen Praxis als Psychologin. Ihre Ehe ist nicht sonderlich glücklich, da sich Linns attraktiver Mann als egozentrischer Künstler versteht, der kein Geld verdient und im Haushalt es gewohnt ist, dass seine Mutter alle Arbeiten übernimmt. Auch wenn er immer beteuert, dass er seine Familie beschützen muss, rührt er keinen Finger, um seiner Frau zu helfen. Eva hasst ihren Schwiegersohn und zu gern sagt sie ihm auch ihre Meinung.

Da Kommissar Kristoffer Bark, eigentlich für ungelöste, alte Fälle zuständig, nun bereits mit Eva gesprochen hatte, übernimmt er auch ihren Fall und erfährt durch den Fund der Puppe immer mehr über diese traurige Familiengeschichte. Dazu kommt, dass auch Bark persönlich viele Probleme hat.

Er hat sich in die Psychologin Mia verliebt, deren nicht gerade feinfühliger und hyperaktiver Sohn Alex mit ihm zusammenarbeitet. Aber Gaby, die verheiratete Staatsanwältin, bekommt ein Baby und das könnte von ihrem Mann oder auch von Bark sein. Bark bittet sie um einen Vaterschaftstest, aber Gaby ist daran nicht interessiert.

Mit reichlich Personal und vielen familiären Konflikten überladen, bis hin zu den ausufernden kursiven Tagebucheintragungen von Mary muss man als Lesender schon konzentriert dabei sein, um alle Verbindungen der Figuren untereinander zu verstehen. Die komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen stehen bei Anna Jansson wieder im Zentrum und doch überlädt sie ihre Handlung und scheint bei der Konkurrenz der schwedischen Autoren, wo offenbar jeder einen Bestseller schreibt, immer noch eins draufsetzen zu müssen.

Einige Fäden der Handlung bleiben offen und so ist klar, ein nächster Bark – Krimi ist zu erwarten.