Bertrand Santini: Hugo und die Dämonen der Nacht, Aus dem Französischen von Edmund Jacoby, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2017, 224 Seiten, €15,00, 978-3-946593-24-9

„ Ein lebloser Körper! Der Körper eines Kindes. Der Körper eines Kindes, das auf dem Rücken trieb. Der Aufdruck auf dem T-Shirt kam ihm bekannt vor. Als er näher hinsah, stellt Hugo fest, dass das, was er da betrachtete, sein eigener Leichnam war.“

Hugo lebt mit seinen Eltern, die Mutter ist auf dubiose Weise durch ihre Jugendbuchreihe berühmt und reich geworden, auf einem großzügigen Grundstück an der Küste, in der Nähe von Marseille. Sein 12. Geburtstag steht vor der Tür und alles läuft prima, sogar Onkel Oskar, mit dem der Junge scherzen kann, ist angereist.
Hugo spielt mit seinem Hund gern auf dem Friedhof, der neben dem Anwesen liegt. Allerdings bilden sich neuerdings dunkle Pfützen auf dem Grundstück aus und das heißt, hier könnte das schwarze Gold, Erdöl, gefördert werden. Doch Hugos Eltern haben kein Interesse daran, zumal eine seltene Pflanze auf dem Grundstück und dem Friedhof, dem Ort des Vergessens, blüht. Die Dorfbewohner sind jedoch nicht an einem Naturschutzgebiete interessiert, sondern an Geld. Und so zerstören irgendwelche Leute die Pflanzen, die Polizei und der Bürgermeister sind entsetzt, aber das war es dann auch schon. In der Nacht vor seinem Geburtstag erwacht Hugo und wird von einem maskierten Mann mit einem Messer gejagt, er stürzt die Küste hinab und ist tot. In Windeseile wandelt nun diese real begonnene Geschichte in einen Schauerroman, der einem Bühnenstück ähnelt und sofort wird Shakespeare zitiert, der einst meinte, man solle mehr Furcht vor den Lebenden als den Toten haben.

Hugo ist nun ein Geist unter der illustren Gruppe uralter Geister, die auf dem Friedhof wie in einem Vampirfilm hausen. Sie können keinen Kontakt zu den Menschen aufnehmen, aber sie sind in der Lage zu fliegen und durch Wände zu gehen. Als Cornelius, einer der Untoten, mit Hugo einen Flug über sein Anwesen macht, muss der Junge miterleben, wie seine Eltern ermordet werden. Die Geister leiden mit Hugo und versuchen, ihm das „neue Leben“ möglichst leicht zu machen.

Hugo ist nun hin- und hergerissen. Durch seine Sterbeurkunde weiß er, dass er ein Doppelgänger ist. Er ist nicht richtig tot, denn der Körper existiert noch, aber der Geist ist müde. Die Untoten wissen, dass sie Hugos Leben und auch sich selbst retten sollten, denn ohne ihn werden die gierigen Dorfbewohner den Friedhof für die Erdölförderung zerstören. Andererseits lauern die Zombies in den Tiefen des Geisterfriedhofs und sehnen sich danach, die Menschen zu fressen. Viel Potential zum Gruseln und vor allem für ungeahnte Wendungen!

In einer ausgewogenen Balance zwischen komischen und schockierend tragischen Szenen versteht es Bertrand Santini, einen absolut spannenden Roman für Kinder zu erzählen. So streiten sich die Untoten gern und Bruder Lustick, ein Mönch aus dem 16. Jahrhundert, verdrängt immer wieder, dass er tot ist und nicht der lebendige Friedhofswächter. Der französische Autor hat eine Vorliebe für schräge Geschichten und Figuren, immerhin stammen aus seiner Feder so wunderbare Bücher wie „Der Yark“ und „Jonas und der mechanische Hai“. Keine Frage, dass dieser Roman nur gut ausgehen kann und vielleicht ist ja auch nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint.