Ellery Lloyd: Der Club – Dabeisein ist tödlich, Aus dem Englischen von Susanne Wallbaum, Knaur Verlag, 384 Seiten, €16,99, 978-3-426-22722-0

„Die langfristige Reputation von ‚Home‘ stand und fiel mit einer unbeschreiblich, unangestrengten Ruhe – und mit der Qualität der Mitglieder.“

Wer nicht zum absoluten Highlight am Halloween – Wochenende auf die englische, 150 Hektar große Insel der Brüder Ned und Adam Groom eingeladen wird, gehört nicht zur Riege der absoluten A-Promis. Berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen, Produzenten, Journalisten, Regisseure und Fernsehgrößen genießen ihre exklusive Mitgliedschaft in den „Home“ – Clubs in allen bedeutenden Städten. Alle Bedürfnisse werden dort fernab der Paparazzi befriedigt. Ist ein Event anberaumt, dann werden nur die Auserwählten eingeladen. Sie geben ihre Handys ab und können bei sehr viel Alkohol oder im Spa entspannen. Ned Groom ist der cholerische Kopf des Ganzen, dass einst von dem Schauspieler Henry Home initiiert wurde. Mit seinem Erbe vom Großvater hatte Ned die Clubs entstaubt und ein völlig neues Konzept entwickelt. Sein aktuelles, absolut kostspieliges Projekt ist „Island Home“, eine Insel, die über einen Damm je nach Ebbe und Flut zu erreichen ist. Die Bewohner des Dorfes gegenüber der Insel sind kaum begeistert von den Rodungen und Bauarbeiten auf der Insel und der Tatsache, dass Ned kaum Leute aus dem Ort beschäftigt. Adam, der schon lange plant, sich aus Neds auch dubiosen Geschäften zurückzuziehen, muss seinen Kopf bei einer aufgebrachten Versammlung der Dorfbewohner im örtlichen Pub hinhalten.

Gleich zu Beginn der Handlung wird klar, diese herbstliche Einweihungsparty endet mit Toten.

Neu im Team auf der Insel ist Jess Wilson. Sie kann nicht fassen, dass sie nach vielen Bewerbungen endlich als Head of Housekeepers eingestellt wird. Mit ihren Erfahrungen im Hotelgewerbe muss sie sich allerdings schnell akklimatisieren. Nikki Hayes ist seit Jahren die Assistentin von Ned und so einiges gewohnt, insbesondere seine Wutausbrüche. Annie Spark, einst Journalistin bei der Yellow Press, arbeitet als exaltierte Managerin auf der Insel, doch ihre Tage sind seit einem anmaßenden Interview gezählt.

Die Autoren Collette Lyons und Paul Vlitos, gemeinsam nutzen sie das Pseudonym Ellery Lloyd, erzählen nun aus der Sicht allgemein von Vanity Fair, die für den Tratsch und Gerüchte zuständig ist, aber auch aus dem Blickwinkel von Adam Groom, Nikki, Jess und Annie. Jede Person hat ihren ganz eigenen Konflikt entweder mit dem schwierigen Ned oder mit einem der überaus bekannten Gäste. Spielen die sozialen Medien verrückt, wenn es um den großartigen Schauspieler Jackson Crane und seine Frau Georgia, den genialen Maler Keith Little oder den Fernsehentertainer Freddie Hunter geht, so können diese in unglaublichem Luxus bei Ned zur Ruhe kommen.

Nichts ist dem Inhaber der Clubs wichtiger als die Zufriedenheit seiner zahlenden Mitglieder, denen vor dem Halloween-Wochenende allerdings ein neuer Beitrag von Ned präsentiert wird. Insgeheim bezeichnet er seine Forderungen als „Arschlochsteuer“, denn für ihn sind die verwöhnten Celebrities Menschen, die er mit seinen Abhörtechniken in allen Bereichen um ihr Vermögen erpressen kann. Dass Ned dann plötzlich nicht mehr unter den Gästen weilt, wundert sicher niemanden. Aber auch Jess hat ihren ganz eigenen Ziele, denn sie ist nicht wegen der Arbeit auf der Insel. Sie plant einen ausgeklügelten Mord, denn sie weiß, wer ihre Eltern als sie noch ein Kind war, bei einem Autounfall mit Fahrerflucht getötet hat. Jetzt hat sie endlich die Gelegenheit nah an die oftmals bewachten Prominenten heranzukommen.

Aus unterschiedlichen Perspektiven nähern sich die Autoren in diesem wirklich spannenden Plot den Opfern, mit denen man kaum Mitleid empfinden kann. Zu abgehoben und zu kriminell sind manche Akteure in dieser fiktionalen Handlung, die jedoch nie an Spannung nachlässt. Collette Lyons und Paul Vlitos spielen geschickt mit der voyeuristischen Sehnsucht der Normalsterblichen einmal im Dunstkreis von berühmten Menschen, die genauso gewöhnlich und fehlbar sind wie alle anderen, zu verweilen. Dass was als exquisite Oase gedacht war, wird nun für die Auserwählten zu eine Falle auf Lebenszeit.

Mag sein, dass man das auch mit etwas Schadenfreude liest.