Jochen Gutsch, Maxim Leo: Frankie, Pengiun Verlag, München 2023, 187 Seiten, €22,00, 978-3-328-60183-8

„Menschen haben keine Ahnung von nix. Aber falls ihr mit nem Menschen zusammenwohnt, dann is‘ eine Sache wichtig: Grenzen setzen! Und zeigen, wer der Boss is‘. Sonst tanzen sie einem auf der Nase rum und wollen alles bestimmen.“

Katzen, oder in diesem Fall natürlich Kater, tauchen gern als unterhaltsame und elegante Erzähler auf. Frankie, der Kater, der sein abgerissenes linkes Ohr der Attacke eines miesen Waschbären verdankt, ist nicht der einzige sprechende oder Monologe haltende Kater in der Weltliteratur. Da ist Kater Murr von E.T.A. Hoffmann oder Kater Hinze von Johann Wolfgang von Goethe oder Behemoth von Michael Bulgakow. Allerdings glaubt der selbstbewusste Frankie sicher, dass er einmalig unter all den Kreaturen ist. Wobei er natürlich nicht liest, sondern mit Begeisterung fernsieht. Seine Helden heißen Fury, Flipper oder Lassie. Doch nun zu seiner Geschichte: Frankie, der nicht singen kann, doch nach dem Star Frank Sinatra benannt wurde, lebt recht und schlecht unter einer alten Badewanne auf einem Müllberg und sehnt sich nach einem richtigen Zuhause, wie bei der alten Frau Berkowitz. Doch diese ist nach ihrem Krankenhausaufenthalt nicht mehr zurückgekehrt. Als er im Dorf am leerstehenden Sommerhaus vorbei schleicht, bemerkt er einen Menschen. Der Lesende weiß natürlich sofort, dass dieser Mensch nicht mit einem herabhängenden Faden spielt, wie es vielleicht Katzen tun würden, sondern sich an einem Seil aufhängen will. Frankie jedenfalls schaut neugierig zu und unterbricht Richard Gold, so heißt der lebensmüde und tieftraurige Journalist, der seine schwangere Frau Linda durch einen Autounfall viel zu früh verloren hat, bei seinem Vorhaben. Gold wirft wie von Sinnen einen Gegenstand nach dem Kater und denkt dann entsetzt, er habe ihn getötet. Doch Frankie hat eine gute Konstitution, auch wenn er etwas abgemagert ist. Der Kater lebt und die telefonisch herbeigerufene Tierärztin, Anna Komarowa, verschreibt etwas gegen Würmer und vor allem rät sie Gold, dass sein Kater mehr fressen muss. Das ist natürlich Musik in Frankies Ohren, denn er hofft, dass er ins Haus einziehen kann und wieder jemanden hat, der sich um ihn kümmert. Gold ist nun zum Weiterleben mit einem sprechenden Kater verdammt. Frankie ahnt nicht, dass er wie ganz nebenbei seinen Menschen ab und zu aus seiner Depression herausholt. Der Kater liebt das breite Bett im Haus, auch wenn es für ihn tabu ist und vor allem mag er es, wenn sein Mensch nicht fassen kann, dass ein Tier spricht. Gold ist allerdings mehr betrunken als nüchtern. Als Frankie dann seinen Freunden von seinen Heldentaten berichten will, stößt er auf Ablehnung. Die wilden Tiere, so auch der Eichkater, der ihm pausenlos eine Nuss andrehen will, verachten ihn für seine Anhänglichkeit an einen Menschen. Erst der Professor, ein sehr alter, dreibeiniger Dackel, klärt Frankie über den Seelenzustand seines Menschen und das Wort Suizid auf. Als sich dann auch noch Frankie in die Katze Puschnelka Schnurrilenko verliebt, muss Gold eingreifen und Frankie durch ein Casting zum Star in einem Werbespot für Happy Cat Soßenschmaus machen. Ob Gold seinen Kummer überwinden kann und Frankie seine große Liebe anspricht, wird hier nicht verraten.

Jochen Gutsch und Maxim Leo haben jedenfalls extrem viel Spaß, sich in die Psyche und auch Umgangssprache eines Katers hineinzuversetzen, und ihm eine unverwechselbare Stimme zu geben. Wie er die Welt sieht, ist in bestimmten Punkten nicht ganz so anders als die Sicht von Menschen, allerdings können wir zum Glück nicht hören, was Elstern lästern oder was im Kopf des fetten Heinz, dem dämlichen Hund von nebenan, herumgeht.

Witzige Lektüre für alle Katzenliebhaber und diejenigen, die Hunde nicht mögen und Waschbären schon gar nicht.