Christoffer Holst: Tödlicher Inselfrühling – Ein Schären Krimi, Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps, Heyne Verlag, München 2022, 320 Seiten, €10,99, 9788-3-453-42554-5

„Sie atmet tief ein. Ist die Luft hier tatsächlich anders? Ja, ein bisschen. Frischer. Kühler. Salziger.“

Dieses schmale Buch sollte man nicht lesen, wenn man hungrig ist, denn immer wieder werden edle Weine und passende Salate, Brote oder Käsesorten dazu erwähnt, bei denen einem das Wasser im Munde zerläuft. Zu diesen Passagen gesellt sich dann auch noch die Beschreibungen der traumhaften Schäreninseln und schon könnte man im allerschönsten Hygge-Roman ( gut, das ist Dänisch ) gelandet sein. Aber so ist es nicht, denn Christoffer Holst schreibt ja einen Krimi.
Im Jahr 1968 wurde auf der Schäreninsel Bullholmen ein junger Abiturient namens Sixten Axelsson ermordet. Niemand kann die Frage beantworten, was dieser junge Mann irgendjemandem getan haben sollte. Nie wurde der Täter gefasst.

Die Journalistin Cilla Storm ist seit kurzem mit dem Ermittler Adam Angström liiert und ziemlich glücklich. Nicht so gut verläuft ihr Arbeitsleben, denn sie sucht nach einem neuen Fall für ihren True crime Podcast „Blutspur“ und stößt jedoch auf dieses ungelöste Verbrechen. Zufälligerweise hat Cilla auch noch auf Bullholmen ein kleines Häuschen gekauft. Dort wohnt allerdings vorübergehend ihr bester Freund Zacke, dessen Weinbar in Stockholm umgebaut wird und der auch noch eine Auszeit von seinem Freund Jonathan nehmen muss. Per Zufall treffen sich Zacke und Julia, seine ehemalige Mitschülerin von der Sommelier – Schule. Sie hat über eine Bekannte, auch von dieser Schule, ein wunderbar großes Haus auf Bollholmen mieten können, denn sie schreibt an ihrem ersten Buch, in dem es um Weine zu passendem Essen gehen soll. Auf der Schäreninsel kann sie ihre Schreibblockade durchbrechen und sich von den belastenden Tagen durch einen Stalker erholen. Julia ist oft Gast im Frühstücksfernsehen und sie ist aktiv in den sozialen Medien unterwegs und hat sogar 95000 Follower, die sich für ihre kulinarischen Texte interessieren.

Erzählt Cilla aus der Ich-Perspektive, so wird das Handeln von Julia oder Zacke aus dem personalen Blickwinkel beschrieben. Immer neue Informationen fließen über Sixten Axelsson, der Kind einfacher Leute war und unbedingt die Welt kennenlernen wollte, in den Text ein und langsam wird klar, dass Julia im ehemaligen Haus der Freundin von Sixten, Astrid, wohnt. Astrids Familie war vermögend und ihre Beziehung zu Sixten wurde insbesondere vom Vater mit Argwohn beobachtet.

Cilla recherchiert zum alten Fall, trifft sich mit einer Journalistin, die damals über Sixtens Tod geschrieben hatte und kann sogar Astrid, deren Gedächtnis immer trüber wird, im Pflegeheim besuchen.

Doch dann schlägt der Stalker wieder zu und schickt an Julias Verlag Polaroidfotos, die belegen, wo sie sich gerade aufhält. Julias gut betuchter Nachbar, der attraktive John, vermisst seine Frau nach einer stürmischen Bootstour und alles Suchen bleibt ohne Erfolg.
In einem Showdown, der alle Fäden zusammenführt, werden sich alle Akteure dieses Krimis wiederfinden und den Fall der verschwundenen Ehefrau, die Identität des Stalkers und die Hintergründe von Sixtens Ermordung offenlegen.
Spannend und stellenweise auch mit Humor geschrieben liebt Christoffer Holst offenbar ausschmückende Adjektive und gutes Essen, obwohl er vorrangig Salate sowie Ziegen- und Schafskäse bevorzugt.

Die Handlung ist stellenweise zu konstruiert, das schmälert aber nicht den Erzählfluss und lässt abseits des Krimis den Lesenden wieder mal von Schweden träumen.