Steven Cavanagh: Thirteen, Aus dem Englischen von Jörn Ingwersen, Goldmann Verlag, München 2022, 539 Seiten, €13,00, 978-3-442-49215-2

„Wenn ich an Arnold dachte, ermordet, an Geld erstickt, lief es mir eiskalt über den Rücken. Dollar Bill hatte mir den Mord angehängt. Genau wie allen anderen.“

Bereits auf dem Buchcover wird bereits das Sensationelle des Plots verraten, der Serienkiller sitzt als Geschworener im Prozess. Joshua Kane, der seine Namen ständig ändert, ist ein hochintelligenter Mann mit angeborener Schmerzunempfindlichkeit, der die Gabe hat, andere Menschen zu imitieren.
In Rückblenden erfährt der Lesende so einiges über die Kindheit des Täters, der mehr als zwanzig Menschen töten wird. Als seine alkoholkranke Mutter sich fast zu Tode gearbeitet hat und nicht sterben konnte, hat er, diesmal aus Liebe, nachgeholfen. Die Armut und Qualen der Mutter, trotz harter Arbeit, werden ihn zum Mörder an völlig unschuldigen Menschen machen.

Akribisch bereitet sich Kane auf den Prozess des Filmstars Robert Solomon vor. Er will, wie in anderen vergangenen Prozessen, in die Jury der Geschworenen aufgenommen werden. Es ist für ihn mehr als notwendig, der Verurteilung beizuwohnen und diese zu genießen. Ermordet hat Solomon niemanden. Doch die Polizei von Manhattan hängt ihm den Doppelmord an seiner jungen Frau und deren Bodygard an. Doch dieses Mal haben weder Kane noch seine Helfershelfer mit dem Verteidiger des jungen, erfolgreichen Schauspielers gerechnet. Eddie Flynn ist ein gewiefter Anwalt, der über Berufserfahrungen in allen möglichen Bereichen verfügt und für den korrupte Polizisten zu seinem Job dazugehören.

Steve Cavanagh lässt Flynn aus der Ich-Perspektive erzählen. Von seiner Frau und seinem Kind lebt er getrennt, erhofft sich aber eine Familienzusammenführung. Flynn glaubt an die Unschuld seines Mandanten. Er kann durch effektive Recherchen und der Hilfe von Detektiven nachweisen, dass z.B. die beiden Mordopfer nicht so getötet wurden, wie die Polizei behauptet hat. Außerdem findet der Pathologe einen gefalteten Dollarschein im Mund des Bodygards. Dieser Spur gehen die Mitstreiter von Eddy nach und stoßen auf viele weitere Verbrechen, in denen die Toten ebenfalls Geld bei sich hatten, jedoch immer wieder angeblich Schuldige verurteilt wurden. Alle diese Schuldigen haben etwas gemeinsam, dass offensichtlich den Killer und Psychopathen verärgerte.

Krimis über Gerichtsprozesse können wirklich öde sein, denn die ständigen Debatten zwischen Richter und Anwälten, die sich gegenseitig ins Wort fallen und Fakten um Fakten austauschen, langweilen auf die Dauer. Aber in diesem Roman entsteht eine ungeheure Dynamik zwischen dem Prozessverlauf, den Recherchen außerhalb des Gerichtssaals, den charismatischen Figuren und dem Handeln des cleveren Täters, der zugleich Zuschauer in der Gestalt einer anderen Person ist.

Wie immer kritisiert auch dieser Thriller die Arbeit der NYPD, sagt aber auch so einiges über das amerikanische Rechtssystem aus, das so gern nach außen hin als gerecht bezeichnet wird.