Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel, Aus dem Englischen von Sabine Roth, List Verlag, Berlin 2023, 431 Seiten, €17,99, 978-3-471-36052-1

„Sie spürt das Gewicht der Waffe in der Handtasche auf ihrem Schoß. Schusswaffe, Füller, Lippenstift und ein Rätselheft. Fast wie in den guten alten Zeiten.“

Er ist wieder da, der hochbetagte Donnerstagmordclub, der sich immer am besagten Donnerstag um 11 Uhr im Puzzlestübchen trifft. Ron, Joyce, Ibrahim und Elizabeth, die doch manchmal mit Wehmut auf ihre Agentinnenzeit zurückblickt, haben sich wieder einen Cold Case vorgenommen. Im Jahr 2013 ist die Assistentin, Bethany Waites, des legendären Fernsehjournalisten Mike Waghorn, den Joyce zu gern kennenlernen möchte, zu Tode gekommen. Zumindest ist ihr Auto über die Klippen gefahren, die Leiche wurde nie gefunden. Offenbar ist sie einem Mehrwertsteuerbetrug auf die Spur gekommen, für den Heather Garbutt ins Gefängnis gekommen ist. Ihr Geschäftspartner Jack Mason jedoch blieb rätselhafterweise unbehelligt. Mit allen Mitteln, die den vier Freizeitermittlern zur Verfügung stehen, beginnen sie nun ihre Befragungen und Recherchen. Ärgerlich ist, dass Elizabeth und ihr Mann Stephen von dem sogenannten Wikinger entführt werden. Es scheint so zu sein, dass ihm ein gewisser Viktor Illjitsch, Ukrainer und einst KGB – Oberst, später dann Freiberufler und somit in London äußerst wohlhabend, in die Quere gekommen ist. Elizabeth soll ihn töten und wenn sie dazu nicht bereit ist, dann würde der Wikinger ihre Freundin Joyce umbringen. Elizabeth mag jedoch den charmanten, wie klugen Viktor und außerdem könnte er ihr bei der Entschlüsselung von all den Geldwäschegeschäften von Heather helfen. Inzwischen hat Ibrahim seine Kontakte spielen lassen und ist nun der Psychiater von Connie Johnson, die durch die Aktivitäten des Donnerstagmordclubs für ihre Drogengeschäfte im Gefängnis einsitzt. Sie soll herausfinden, ob Heather am Mord von Bethany Waites beteiligt war.

Doch kaum hatte Connie mit ihr gesprochen, ist Heather auch schon tot. Es scheint so zu sein, als hätten die Alten in ein Wespennest gestoßen. Auf die echten Ermittler, Donna De Freitas oder Chris Hudson, können die vier nicht so zählen, denn diese sind mit ihren Liebesgeschichten beschäftigt.

Und dann ist da noch der Polizeipräsident Andrew Everton, der nicht nur Krimis schreibt und als E-Books verkauft. Seine Plots sind nicht nur einstige wahre Fälle, er ersinnt auch neue, ziemlich realistische Handlungen. Warum er jemandem eine Kugel geschickt hat, wird nicht verraten.

Betrug, fingierte Morde, Kryptowährungen, Geldwäschegeschäfte, Drohbriefe und echte Morde – mit all dem müssen sich Ron, Ibrahim, Joyce, die ja auch gern schreibt, und Elizabeth herumschlagen. Natürlich entwirren sie die brutalen Taten und finden letztendlich den Mörder, dem man sicher dies alles nicht zugetraut hätte. Ach ja, auch die Leiche von Bethanie Waits wurde nicht verscharrt, wie von Jack Mason, der auch bald tot ist, behauptet. Ihr Auto flog ganz allein über den Felsen.

Richard Osman hat sich mit reichlich Personal eine verzwickte Handlung ausgedacht, die über zu viele Nebenschauplätze verfügt. Wunderbar wie immer ist der trockene Humor, mit dem die alten Damen und Herren das Leben nehmen und es in vollen Zügen, niemand wird trotz Androhungen ermordet, genießen. Einem nächsten Band steht nichts im Wege!