Elina Backman: Brandmal, Aus dem Finnischen von Alena Vogel, Piper Verlag, München 2023, 576 Seiten, €18,00, 978-3-492-06265-7

„Es gibt die Männer, die Könige, also muss es damals auch Untertanen gegeben haben. Wer sind die Mädchen auf den Bildern, und welche Rolle spielen sie in dem Ganzen? Nimmt gerade eines der Opfer Rache?“

Vor dreißig Jahren ist in den Stromschnellen bei Hartola ein fünfzehnjähriges Mädchen umgekommen. Hat die anmutige und immer so folgsame Helena Toivio, das Erdbeermädchen, Selbstmord begangen oder war es ein Unfall? Zumindest hatte sie eine Wunde am Hinterkopf. Die Polizei hat sich nicht sonderlich bemüht, den Fall aufzuklären. Bereits Jahre davor ist ebenfalls ein junges Mädchen verschwunden.

Als man 2019 der einunddreißigjährigen Journalistin Saana Havas, die mit Begeisterung True Crime Podcasts hört, ihren Job in Helsinki kündigt, zieht sie sich für den Sommer zu ihrer Tante Inkeri nach Hartola zurück. Als diese ihr dann von Helena erzählt, erwacht in Saana wieder die Lust, etwas zu recherchieren und aufzuklären. Doch schnell handelt sich Saana den Unmut ihrer Mitbürger ein. Niemand will sich mehr mit Helenas Tod beschäftigen, obwohl damals das ganze Dorf bei der Trauerfeier anwesend war. Auch Helenas Mutter möchte einfach nur über ihr Kind sprechen. Und natürlich will die Polizei Saana keine Unterlagen aushändigen.

Parallel zu der Geschichte in Hartola wird im gut zwei Stunden entfernten Helsinki die Leiche des Werbefirmeninhabers Lars Sundin gefunden. Ihr folgt die Ermordung des Bankdirektors von Hartola, Matti Eskola, und der gewaltsame Tod des Pfarrers Antti-Juhani Fors. Alle drei Männer wurden mit einem Brandzeichen mit einer Krone am Hoden gekennzeichnet und in Wasser ertränkt.

In kursiven Texten können die Lesenden die Gedanken des oder der Mordenden verfolgen und auch mehr über Helenas geheimes Leben erfahren.

Die Ermittlungen führt in Helsinki und dann später Hartola der gut aussehende, aber doch etwas introvertierte Jan Leino. An seiner Seite agiert Heidi Nurmi, die sich mehr für Frauen als Sexpartnerinnen interessiert.

Auffällig für Saana ist, dass nach Helenas Tod ihre beste Freundin Johanna sofort das Land verlassen hat. Auch der deutsche Baron, der in einer Burg lebte und sogenannte venezianische Feste feierte, kehrte Finnland schnell den Rücken.

Neben der Polizeiarbeit erzählt die finnische Autorin Elina Backman auch sehr ausführlich vom Privatleben ihrer Hauptfiguren. Dass dabei die Zufälle eine riesige Rolle spielen, nimmt der Geschichte doch die Glaubwürdigkeit. So trifft Heidi in einer Bar Johanna, die ihren Namen geändert hat und verbringt mit ihr eine Nacht. Und Jan wird durch Freunde mit Saana verkuppelt, was jedoch ihm und auch Saana trotz aller Bedenken am Ende sehr gut gefällt. Und dann haben natürlich die Morde an den drei Männern, der Fund von Nacktfotos von jungen Mädchen im Nachlass des Bankdirektors und andere Indizien eindeutig einen Bezug zu Helenas Tod.

Doch wer scheint sich da zu rächen? Ist es die beste Freundin, die um die Veranlagerungen ihres Vaters wusste? Ist es Tante Inkeri, die einst auf schamanischen Wegen wandelte und Helena zuletzt gesehen hatte? Als Saana nach Potsdam reist, um mit dem Baron zu sprechen, wird klar, dass jemand nun leicht dement die Identität des Mannes angenommen hatte.

Ein bisschen zu überfrachtet mit privaten Problemen, immerhin liegt Jans Mutter im Sterben, hangelt sich die ausufernde Handlung noch an der Geschichte vom Wasserkönig, einer Sage aus Osteuropa, entlang.

Weniger Handlungsstränge und Zufälle wären für den Handlungsverlauf besser gewesen. Und doch, spannend geschrieben und sicher ein guter Auftakt der kommenden Saana-Havas-Reihe!