Christian Wiik Gjerde: Kleeblattsommer, Aus dem Norwegischen von Maike Dörries, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2019, 329 Seiten, €14,95, 978-3-8369-5945-2



„Alvars Beine waren weich wie gekochte Spaghetti. Er hatte alles kaputt gemacht. Sein bester Freund Jens, der immer für ihn da war, der ihm immer beistand, wenn die anderen Jungs in der Klasse ihn ärgerten, hatte sich von ihm abgewendet. Alvar hatte seinen einzigen und allerbesten Freund verloren.“

Jens und Alvar leben auf einer norwegischen Insel Tür an Tür. Die zehnjährigen Jungen kennen sich bestens, spielen zusammen in ihrem Baumhaus, spionieren gern, besuchen die alte Gulla in ihrem Kramladen und verstecken sich im Trollwald hinter ihren Häusern. Alvar denkt sich viele Spiele aus, so das Heulspiel oder Wortspiele. Allerdings hasst er es, Fußball zu spielen. Per „denksprechen“ nimmt er Kontakt zu seiner verstorbenen Großmutter auf und ist glücklich, wenn Jens, der super schnell laufen kann, ihn vor dem qualvollen Geige üben rettet. Beide sind kurz gesagt, ein eingespieltes Team, auch wenn sie vergeblich nach einem vierblättrigen Kleeblatt suchen. Beide Jungen wissen, dass demnächst neue Mieter im Krähenschloss, dem leerstehenden Haus in ihrer Nähe wohnen werden. Großvater Petter, Sohn Kurt und Magnus, ebenfalls zehn Jahre alt, ziehen ein. Vom ersten Moment an mag Alvar Magnus überhaupt nicht. Er findet seine „Schmalztolle“ widerlich, aber auch seine coole Art, in der er erzählt, mit wie vielen Mädchen er schon geknutscht hat. Jens geht es ganz anders, endlich spielt jemand mit ihm Fußball.
Alvar torpediert aus Eifersucht, aber auch Angst, seinen Freund Jens zu verlieren, die neue Dreierkonstellation. Da Magnus Angst vor Spinnen hat, deponiert er erst mal dicke Spinnen in seinem Bett. Und er kann es nicht fassen, dass Magnus seine Spiele doof und kindisch findet.
Aus Wut beim Fußballspiel beißt Alvar Magnus und zerstört danach das gemeinsam erbaute Baumhaus.
Jens kann nicht fassen, dass Alvar das wirklich getan hat und kündigt ihm die Freundschaft.

Mit all seinem Kummer kann Alvar nur zur wohlbeleibten Gulla gehen, denn sie ist seine beste Freundin, die ihn fest umarmt und auch diejenige ist, die ihm zuhört und ihn versteht.

„Eins der tollsten Dinge, die Alvar und Jens kannten, war, mit Gulla zusammen im Meer zu baden. Sie war die beste Badeinsel, die man sich vorstellen konnte.“

Durch Zufall entdeckt Alvar, dass Petter und Gulla sich einst kannten und liebten. In der Hoffnung, dass Jens mit Alvar wieder befreundet sein möchte und auch Magnus ihn mag, versucht er nun alles um Gulla und Petter zu verkuppeln.

„Jens und Alvar hatte schon mehrere missglückte Versuche hinter sich, einen Mann für Gulla zu suchen. Das war Alvars Chance, es ganz alleine hinzukriegen. Jens würde beeindruckt sein.“

Immerhin hatte auch Gulla Alvar geraten, den Helden in sich zu suchen. Doch wie sehr sich Alvar auch anstrengt, Jens scheint für ihn verloren zu sein.

„Das war eins der Dinge, die er schrecklich vermisste: mit Jens zusammen zu lachen.“

Wie die drei doch noch zusammenfinden und warum Jens, sich einfach so weit von Alvar entfernt hat, darüber schreibt Christian Wiik Gjerde in seinem Debüt einfühlsam und in einem leichten Erzählton. Dabei erfasst er genau die Gefühlslage der Jungen, auch wenn die Handlung immer aus Alvars Perspektive erzählt wird und genau betrachtet ohne Fernsehkonsum oder Spielegedaddel doch ziemlich altmodisch wirkt.