Rebecca Makkai: Die Optimisten, Aus dem amerikanischen Englisch von Bettina Abarbanell, Eisele Verlag, München 2020, 620 Seiten, €24,00, 978-3-96161-077-8

„Cecily sagte:, Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität. Keiner hier im Raum ist naiv. Naive Menschen haben noch keine echte Prüfung hinter sich, deshalb meinen sie, ihnen könnte nichts passieren. Optimisten wie wir haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben.‘ “

Rebecca Makkai erzählt immer im Wechsel aus der Er-Perspektive und somit dem Blickwinkel von zwei Hauptfiguren, zum einen begleitet der Leser Yale im Chicago der 1985er Jahre und Fiona im Paris der 2015er Jahre.

Alles beginnt mit einer Beerdigung. Nico, der Bruder von Fiona, ist an AIDS verstorben. Terrence, Nicos Freund, ist ebenfalls infiziert. Viele Freunden wird das gleiche Schicksal ereilen und somit herrscht eine bedrückte, aber Partystimmung am unvermeidlichen Abgrund. Nicos Eltern hatten den Sohn mit fünfzehn Jahre verstoßen und Fiona hat sich als kleine Schwester trotzdem um den Bruder gekümmert. Nun taucht die Familie auf und verweigert Terrence jeglichen Respekt. Yale, er arbeitet als Galeriemitarbeiter der Brigg Galerie, die zur Northwestern Universität gehört, und sein langjähriger Lebenspartner Charlie, ein Journalist und Herausgeber einer Zeitschrift, reflektieren in Gesprächen immer wieder die Lage der Schwulen in Zeiten der absoluten Unsicherheit.

Dreißig Jahre später reist die nun einundfünfzigjährige Fiona nach Paris, um ihre Tochter Claire durch einen Detektiv suchen zu lassen. Claire wurde einen Tag nach Yales Tod geboren. Schon immer hatten Mutter und Tochter ein schwieriges Verhältnis. Claire ist mit Kurt Pearce, dem Sohn von Cecily, in einer Sekte in Denver untergetaucht. Durch ein Video hatte die Mutter sie in Paris entdeckt und erkannt, dass Claire eine Tochter hat. Fiona wohnt bei Richard Campo, einem alten Bekannten, der eine Fotoausstellung fürs Pompidou vorbereitet.
Um eine Sammlung großer Kunst geht es auch dreißig Jahre zuvor. Fionas Großtante Nora Lerner bietet Yale und seinem Galeristen Bill außergewöhnliche Zeichnungen und Skizzen an. Sie hatte von 1912 bis 1914 und dann auch noch 1925 in Paris als Modell gearbeitet, Künstler wie Amedeo Modigliani kennengelernt und als Honorar signierte Arbeiten erhalten. Unter diesen Malern war auch Ranko Novak, die große Liebe von Nora. Seine Werke sollen bei Noras Schenkung an die Galerie ausgestellt werden. Wie hoch der Wert der Kunst ist, müsste noch festgestellt werden, außerdem muss die Provenienz geprüft werden. Noras Sohn Frank und ihre Enkelin Debra sind vehement gegen Noras großzügiges Anliegen. Die juristische Auseinandersetzung ist vorbestimmt, zumal es Nora gesundheitlich nicht gut geht. Yale jedoch weiß, dass dieser Coup sein größter Erfolg auf dem Kunstmarkt wäre. Allerdings mischen zu viele Leute mit, die Gefahr besteht, dass die Werke nicht echt sind und am Ende wird Yale seinen Job bei der Galerie kündigen. Zu diesem Zeitpunkt weiß er bereits, dass Charlie positiv getestet wurde und auch er mit dem Virus infiziert sein könnte.
Fiona findet ihre Tochter in Paris zu dem Zeitpunkt als islamistische Terroristen einen Generalangriff auf die Stadt exerzieren und alle an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht werden.
Der Roman, so dick wie ein Backstein, widmet sich nicht nur den privaten Schicksalen, sondern reflektiert auch die großen Katastrophen in den USA und Europa.

„Eine Handvoll tote Astronauten, und Reagan weint mit der Nation. Dreizehntausend tote Schwule, und Reagan ist zu beschäftigt.“

Mit reichlich Personal schlägt die amerikanische Autorin Rebecca Makkai einen großen Bogen von 1985 bis 2015 und sie erzählt von zwei tragischen Schauplätzen aus. Nur Julian, der totgeglaubte, taucht bei Richards Ausstellung auf. Er und Richard werden aus dem Kreis der schwulen Freunde den Virus überleben. Nebenschauplätze und melancholische Berichte über den Freundeskreis von Yale verknüpft die Autorin mit der Haupthandlung, weshalb der Roman stellenweise ein wenig überladen wirkt und man den Faden zu verlieren droht. Im Vordergrund steht jedoch die gute Unterhaltung, da die Autorin nie flach oder kitschig formuliert.