Paolo Riva: Commissario Luca – Flüssiges Gold, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022, €16,00, 978-3-455-01329-0

„Doch dieses hier, dieses Olivengold, das die Nudeln sanft umschloss, kam der Perfektion so nahe wie kaum ein Öl zuvor, befand Luca, weil es sich durch die leichte Wärme noch mehr geöffnet hatte mit seinem Aroma von milder Schärfe, dieser nussigen Bitterkeit und dem puren Geschmack der vollreifen Früchte.“

Der Gemeindepolizist Luca lebt mit seiner Tochter Emma, einigen Hühnern und drei Eseln, die nach bekannten Politikern benannt sind, auf einem Bauernhof im kleinen Ort Montegiardino zwischen Siena und Florenz. Zu gern raucht er, wenn Emma es nicht bemerkt und er liebt sein Auto, dass so aussieht wie das, das Louis de Funès einst so gern als Dorfgendarm fuhr. Nichts Großartiges geschieht auf dem Land, jeder kennt jeden und nichts kann wie in jeder Kleinstadt geheim bleiben. Wenn man in der Bar von Fabio etwas erzählt, wissen es binnen Minuten alle Bewohner von Montegiardino. Da wo andere Ferien machen, lebt es sich einfach wie im Paradies, bis, ja bis die Olivenbäuerin Fabrizia Gori beim Zeitungslesen vor der Bar angeschossen wird. Verstärkung aus Florenz kündigt sich an, Vice-Questora Aurora Mair. Allerdings stößt die eifrige Polizistin gleich alle vor den Kopf und Luca muss die Ermittlungen übernehmen. Denn kaum ist Ruhe eingekehrt, wird auch schon auf den nächsten Olivenbauern geschossen. Inzwischen hatte Luca jedoch erfahren, dass die Familie Goris bedroht wurde. Sofort fällt das unvermeidliche Wort: Mafia. Nach den Drohbriefen stand auch noch der Großproduzent von Olivenöl in der Toscana, Salvatore Ugento, persönlich bei den Goris vor der Tür und wollte ihre Olivenhaine kaufen.

Wer diesen Roman liest, erfährt so allerhand über die aufwendige Produktion und miserable Panscherei von Olivenöl, dem flüssigen Gold, im schönen Italien. Wie viel Geld der Verbraucher für Olivenöl mit dem nicht immer verdienten Qualitätssiegel DOP ausgibt, soll dahingestellt bleiben. Allerdings kaufen nur Barbaren, wie die Deutschen ihr Olivenöl im Supermarkt. Fragt sich auch noch, welche Rolle eigentlich die EU bei der Olivenproduktion spielt.

Die Olivenbauern jedenfalls werden durch ihre Bäume nicht sonderlich reich. Mag der Trend wieder dahingehen, dass junge Leute auf dem Land leben wollen, so hat der junge Olivenbauer Davide Garaviglia nicht damit gerechnet, dass er auf seinem Grund und Boden angeschossen wird. Sein Olivenöl kann er ohne Probleme auf den Märkten rund um Siena und Florenz verkaufen und muss erst gar nicht die Früchte den Großproduzenten anbieten.
Und dann gibt es noch den dritten Olivenbauern im Bunde, Renzo Pellegrini, der seit gut acht Jahren durch einen Schlaganfall im Koma liegt. Er scheint sich langsam ins Leben zurückzuarbeiten. Als Luca allerdings seinen Fall nochmals aufrollt, stellt er mit Hilfe der attraktiven Ärztin Chiara Chigi fest, dass Renzo eindeutig eine Wunde am Hinterkopf hatte und seltsamerweise nicht nach hinten, sondern nach vorn gefallen war. Außerdem hielt sich laut Bericht des Vorgängers von Luca ein Fremder aus Kalabrien in Montegiardino auf, der sich eindeutig nicht an die Verkehrsregeln gehalten hat.
Erneut wird Luca mit Vice-Questora Aurora Mair zusammenarbeiten, denn nach Renzos gewaltsamem Tod und der Festsetzung des Täters muss sich der Gemeindepolizist etwas einfallen lassen, denn die wahren Hintermänner sind längst nicht gefasst.

Liebevoll und mit einem Augenzwinkern erzählt der Autor Paolo Riva, dessen Vater Deutschschweizer und dessen Mutter Italienerin ist, von einer Dorfgemeinschaft. Im Debüt von Paolo Riva steht das Menschliche im Vordergrund und das gute italienische Essen spielt ebenfalls eine Hauptrolle. Luca, als alleinstehender Vater, was mit seiner Frau Giulia passiert ist, wurde noch nicht verraten, ist ein dankbarer Protagonist, der sicher noch weitere Kriminalfälle lösen muss und dem vielleicht sogar noch unter der Sonne Italiens eine neue Liebe begegnet.