Tessa Korber: Alte Freundinnen, Dumont Buchverlag, Köln 2021, 333 Seiten, €16,00, 978-3-8321-6539-0

„Franziska hat die physikalischen Theorien nie begriffen, die behaupteten, dass es so etwas wie Zeit gar nicht gibt. Wie soll das möglich sein, wo doch Alter und Tod unumkehrbar sind?“

Die vierundsechzigjährige Franziska zieht Bilanz und muss feststellen, dass sie ihren Lebenstraum, als Schriftstellerin Anerkennung zu finden, nicht verwirklichen konnte. Nun arbeitet sie in einem Altenheim und die Angst vor dem Allein- und Gebrechlichsein wächst. Ihren Sohn hat sie seit dreißig Jahren nicht gesehen und ist nach der Scheidung Single geblieben. Sie hat dieses Erbe von ihren Eltern, eine ausbaufähige Immobilie. Der Plan war, dass sie und ihre Freundinnen im Alter zusammenziehen. Annabel, die Gymnasiallehrerin, ebenfalls alleinstehend, wäre vielleicht finanziell in der Lage, den Ausbau zu finanzieren, so wie die kleine, quirlige Architektin Nora mit ihren Beziehungen. Nur Luise fällt aus dem Rahmen, denn sie ist seit Ewigkeiten glücklich verheiratet.
Aber in dieser Geschichte kommt alles völlig anders als gedacht und auch geplant. Luises Mann wird leider plötzlich versterben, Annabel weiß, dass sie erblinden wird und Hilfe benötigt und Nora trennt sich von ihrem Lebensgefährten und wirft all ihre Energie in den Ausbau von Franziskas Familienhaus in einem kleinen Dorf. Nie wollte Franziska zu dieser Dorfgemeinschaft dazugehören. Doch nun gibt es diese Idee von der Bibliothek in der Scheune. Auch jetzt umgeht sie jeden Kontakt, den Annabel sucht, denn sie weiß, dass Ausflüge in die Stadt für sie demnächst unmöglich sein werden.
Vom Notar geregelt und nach den üblichen Streitereien ( Kommt ein Fernseher ins Haus oder nicht?) finden sich alle vier Freundinnen in ihrem Altersprojekt zusammen. Doch so schnell wie alles zu Beginn voran geht, so mehr ändert sich die Dynamik in der Alten – WG.

Es stellt sich heraus, dass Nora sich nicht egoistisch von ihrem Lebensgefährten getrennt hat, weil er Parkinson bekommt, sondern weil sie selbst an Darmkrebs erkrankt ist. Die Freundinnen weichen Nora nicht von der Seite, begleiten sie zu den Chemotherapien und fiebern der Operation entgegen.

Annabel freundet sich mit Thorwald an, der so einige Male den Frauen unter die Arme greifen kann.
Franziska beginnt an einem Kinderbuch zu schreiben, dass, oh Wunder, erfolgreich von Verlagen beurteilt wird. Ihre Karriere nimmt Fahrt auf, bis angeblich die Frau von ihrem Sohn, der nie Alimente zahlt, vor der Tür steht und ihr einfach das gemeinsame Kind, Emma, aufhalst. Franziska muss nun Kontakt zu ihren Sohn aufnehmen.

Luise beginnt sich in den Garten zu verlieben, aber ihre Gedanken sind immer bei ihrem verstorbenen Mann. Eine Altersdemenz kündigt sich an.

Nichts im Leben kann man wirklich genauestens planen, auch wenn alle Voraussetzungen so gut aussehen. Doch die Frauen halten trotz tragischer Rückschläge zusammen und finden, auch mit der tratschenden und doch herzensguten Dorfgemeinschaft einen Weg, gemeinsam zusammenzuleben.

Unterhaltsame Lektüre, nicht nur für alte Damen!