Luca Ventura: Mitten im August, Der Capri-Krimi, Diogenes Verlag, Zürich 2020, 323 Seiten, €16,00, 978-3-257-30076-5

„Er musste sich die Protokolle noch einmal vornehmen und vor allem die Aussagen der Milanis überprüfen und gegebenenfalls neu bewerten. Jeder Stein musste noch einmal umgedreht werden, bis er wusste, was er übersehen hatte oder wo er bei seinen Überlegungen falsch abgebogen war.“

Einen Ausblick auf Palmen, Oleander und das Meer, eine traumhafte Kulisse, viele Touristen und im August vor allem Sonne pur – all das verspricht die italienische Felseninsel im Golf von Neapel. Auf Capri spielt die neue Krimi-Reihe von Luca Ventura, dessen Name ein Pseudonym ist. Sicher ist die Konkurrenz auf dem Buchmarkt heftig und es ist nicht leicht, bei all den Kriminalromanen von bekannten Autoren, die in landschaftlich einfach furiosen Gegenden spielen, ob nun in Italien, Frankreich, England oder Portugal, sich aus der Masse herauszuheben.

Ein Toter wurde in einem Boot an der felsigen Küste gefunden. Das Opfer, der junge Jack Milani, hat Ozeanologie studiert, war mit Sofia Polito zusammen und hat ein Praktikum am hiesigen Biologischen Institut absolviert. Auch wenn er als Straßenmusiker sich ein paar Cents verdient hat, war er doch nicht arm. Seine Familie betreibt auf dem Festland ein großes Düngemittel-Unternehmen. Mit fünf Messerstichen wurde Jack hingerichtet.
Als einer der ersten wird der Inselpolizist Enrico Rizzi informiert. An seiner Seite arbeitet seit kurzer Zeit Agente Antonia Cirillo. Sie wurde auf die Insel strafversetzt, aber niemand weiß aus welchem Grund. Rizzi ist geschieden, er hat seinen kleinen Sohn verloren und lebt bei seinen Eltern, denen er bei der Ernte hilft. Zielstrebig, aber nicht vom Ehrgeiz zerfressen, arbeitet Rizzi an dem Fall, immer in dem Wissen, dass die Mordkommission eher in Neapel zuständig und ansässig ist. Doch Rizzi treibt mit seinen Befragungen und Cirillos Neugier die Ermittlungen voran.
Jack hat mit seiner Freundin Sofia das Praktikum absolviert. Diese ist seit dem Mord wie vom Erboden verschwunden.

Aus drei Perspektiven erzählt Luca Ventura diese Geschichte. Zum einen aus Rizzis Blickwinkel, dann aus Cirillos und aus dem von Sofia. Diese hat sich ohne all ihre persönlichen Sachen in einer Wohnung verkrochen, um alles, was geschehen ist, aufzuschreiben. Als die Polizei sie als Tatverdächtige aufspürt, ist die Nachricht von Jacks Tod eine grausige Überraschung.
Der Leser allerdings weiß, dass sich beide gestritten und getrennt haben. Der Grund der Auseinandersetzungen bezog sich auf die Mission der zwei, die Rettung der verschmutzten Meere.

Ein markantes Alleinstellungsmerkmal von anderen Krimis in malerischen Umgebungen hat Luca Ventura bisher für seinen teils spannenden Handlungsverlauf nicht gefunden. Sicher, Rizzi ist nur ein Handlanger für die Ermittler in Neapel, und doch wird er den Fall lösen und dann entscheiden, ob er zu Commissario Serra nach Neapel wechseln wird. Zum Glück hält sich der Autor bei der Beschreibung des italienischen Essens etwas zurück. In den Blick nimmt er aber gern die Landschaft Capris und bekannte Plätze in den Orten der Insel.