Fabio Lanz: Ein kaltes Herz – Sarah Contis erster Fall, Verlag Kein & Aber, Zürich 2021, 380 Seiten, €20,00, 978-3-0369-5852-1


„Er war in einem rituellen Akt getötet worden. Ein herausgerissenes Herz besaß eine andere Symbolkraft als ein Projektil, das durch einen Schädel gedonnert wurde.“

Diskret, elegant, höflich aber beinhart, so wird die vierzigjährige Kriminalpolizistin Sarah Conti beschrieben. Sie ist eine Einzelgängerin, trotz Freund Fred nicht geschaffen für die harmonische Zweisamkeit. Eigentlich wollte sie Konzertpianistin werden, doch nun spielt sie ihren Chopin zur Entspannung zu Hause in ihrer gut isolierten 4-Zimmer Wohnung gleich in der Nähe der Seepromenade.
Fabio Lanz, der detailverliebt bis hin zu den Strümpfen seine Figuren genauestens beschreibt, dichtet seiner Ermittlerin einen guten Ruf an und zeigt sie als kulturinteressierte Einwohnerin der reizvollen, wie teuren Stadt Zürich. An ihre Seite stellt er zwei Mitarbeiter, zum einen den wohlbeleibten Carl Vormüller, der noch stenografieren kann und die junge, wie eifrige Assistentin Lisa.
Aber auch in der schönen Schweiz geschehen Verbrechen und mit einem konfrontiert Fabio Lanz die LeserInnen gleich auf den ersten Seiten. Dem angesehenen Juristen Kaspar Feldmann wurde nach schrecklichen Verletzungen an den Armen das Herz herausgerissen. Keine Frage, hier war jemand sehr wütend. Schnell wird sich dieser Fall nicht lösen, denn Feldmanns Umfeld schweigt beharrlich. Als Lisa per Internetrecherche herausfindet, dass Feldmann Mitglied in einer fanatischen, missionarischen, katholischen Brüderschaft war und faschistoide Devotionalien hortete, öffnet sich ein neues Feld, dem sich die Ermittler widmen können. Der jesuitische Beichtvater verschanzt sich zwar hinter seinem Beichtgeheimnis, aber Hinweise auf einen Escort-Service bringt etwas Licht in die dünne Erkenntnislage der Polizei.
Sarah Conti legt zu jedem neuen Toten ein Falltagebuch an. Stichpunktartig schreibt sie ins Moleskin – Heft, was sie beschäftigt.
Je mehr Conti sich ein Bild von Kaspar Feldmann macht, um so mehr wird er zum menschlichen Monster mit allen Abgründen, die man sich vorstellen kann.

Hier bemüht der Autor leider ein allzu einseitiges Schwarz-Weiß-Bild und vermag es nicht, diesen Machtmenschen Feldmann in all seinen Facetten darzustellen.

Und doch, zu gern folgt man der sympathischen Sarah Conti mit all ihren Macken bei ihren anfänglichen Gesprächen, Verhören und Schlussfolgerungen.

Nebenher begleitet man sie bei ihren Streifzügen durch Zürich, geht mit ihr zusammen in eine Galerie, ins Fitnesscenter oder in eine Konzert. Sie ist eine Gegenfigur zu den alternden, oft auch deprimierten Kriminalkommissaren oder den Ermittlern, die sich mit ihren geschiedenen Frauen und aufsässigen Kindern herumschlagen müssen.
Auf den zweiten Fall mit Sarah Conti darf man gespannt sein!