Andrea Camilleri: Die Spur des Lichts, Commissario Montalbano stellt sich der Vergangenheit, Aus dem Italienischen von Rita Seuß und Walter Kögler, Bastei Lübbe Verlag, Köln 2017, 268 Seiten, €20,00, 978-3-7857-2586-3

„ Er zog sein Buch aus der Tasche und fing im Licht der Straßenlaterne an zu lesen. Der Autor hieß Bolano und gefiel ihm gut. Ab und zu sah er auf und prüfte die Lage.“

Weil Andrea Camilleri den spanischen Schriftsteller Vásquez Montàlban als einen seiner Lehrmeister betrachtet, gab er seinem bärbeißigen Polizisten dessen Namen, in italienischer Abwandlung. Commissario Montalbano aus dem fiktiven Vigàta auf Sizilien ist ein Mann, der gern Filme im Fernsehen sieht, anspruchsvolle Bücher liest, gut, ja sogar sehr gut isst und vor allem in Kunstausstellungen geht. Hier trifft er die überaus attraktive Galeristin Marian und kaum ein Tag vergeht und die beiden sind ein Paar. Allerdings muss sie geschäftlich nach Mailand und immer wenn er mit ihr telefoniert, ruft auch parallel seine langzeitige Lebensgefährtin Livia an, von der er nun getrennt lebt. Als Montalbano zu Beginn des Romans fast wirklichkeitsnah träumt, ist er erleichtert als er aufwacht. Dass dieser Traum ihn zum Ende einholen wird, aber schlimmer als befürchtet, wird auch sein Leben verändern.

Zwei seltsame Fälle beschäftigen den italienischen Ermittler. Fast klassisch steht ein älterer Herr vor ihm und erzählt vom Überfall seiner um dreißig Jahre jüngeren Frau. Der wohlbetuchte di Marta berichtet, dass seiner Frau Loredana hinterhältig sechzehntausend Euro abgenommen wurden und der Angreifer ihr in den Mund gebissen habe. Auch die Freundin von Loredana Valeria bestätigt, dass diese erst sehr spät die Wohnung nach ihrem Besuch verlassen habe. Vertraulich habe ihr Loredana aber noch mehr erzählt, was angeblich im Auto geschehen sein soll. Montalbano glaubt den beiden Frauen kein Wort. Er vermutet, dass hier eine falsche Fährte gelegt werden soll. Als dann der ehemalige Geliebte von Loredana, ein Kleinkrimineller namens Savastano in seinem Auto gefesselt verbrannt ist, distanziert sich die Mafia sofort von diesem Verbrechen. Montalbano hat so seine Quellen, um sich zu informieren, auch wenn sich ziemlich geheimnisvoll nur gegenseitig irgendwelche Tierfabeln erzählt werden.

Bei einem anderen Fall geht es um Waffenhandel und Tunesier, die als anerkannte Flüchtlinge in Italien leben. Bei ihnen jedoch ist eine Person, an die sich Montalbano nicht so gern erinnert. Immer wieder ruft Livia mit einem schlechten, ja depressiven Gefühl bei Montalbano an und dieser wundert sich, warum sie, die so bodenständig und pragmatisch ist, diesen Stimmungsschwankungen unterliegt. Am Ende wird der Leser es wissen. Ach ja, und ganz nebenbei geht es noch um Kunstdiebstahl.

Chronologisch klassisch folgen der produktive, immerhin bereits 91-jährige Andrea Camilleri und sein altgedienter Commissario verwertbaren Spuren. Mosaiksteinchen nach Mosaiksteinchen wird zusammengetragen bis dieser völlig unglaubwürdige Unfall sich in Luft auflöst und hinter ihm eine ganz andere kriminelle Geschichte sich aufbaut. Es wird viel telefoniert, geflirtet, geliebt, gemutmaßt, geärgert und gegessen. Etwas einsam redet der Commissario von Zeit zu Zeit mit den Krebsen am Strand und wird den Fall letztendlich lösen.