Harmen van Straaten: Der kleine Schneemann, Eine Liebesgeschichte, Übersetzt von Rolf Erdorf, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, 32 Seiten, €16,00, 978-3-7725-2860-6

„Alle hatten ihn vergessen. Keiner spielte mit ihm. Der Schneemann fühlte sich einsam. Eingeschlossen in seiner Kugel.“

Es ist Winter, es liegt Schnee, die Tiere im Wald schauen verdutzt. Nur alle Menschen schlafen in ihren Häusern und bemerken nicht die Spielzeuge, die zum Leben erwachen. Die Puppe, der Roboter, das rote Auto und die Aufziehmaus versichern sich gegenseitig, wie wichtig sie sind, aber der kleine Schneemann in seiner Kugel fühlt sich einsam. Da taucht in der verzauberten Märchenstunde ein Engel auf und gibt dem Schneemann die Gelegenheit, seine Kugel zu verlassen. Standesgemäß mit schwarzem Hut, kariertem Schal, Möhrennase und Besen läuft der Schneemann nun zur Musik und zur grazilen Tänzerin, die ihn so anzieht und fasziniert.

Und beide tanzen und zum ersten Mal fühlt der Schneemann sich nicht allein und traurig. Aber die Stunde vergeht und der Schneemann kann sich von seiner Liebe nicht trennen. Als er sich doch losreißt, ist es fast zu spät. Gemein und fies machen sich die arroganten Spielzeuge über den dicken Schneemann lustig. Doch die Tänzerin folgt dem einsamen Schneekugelbewohner, teilt sein Schicksal und nun tanzen sie gemeinsam und für immer. Wenn das nicht die wahre Liebe ist!

Fein ist der Strich des Illustrators, der mit wenigen Mitteln die Gefühle der einzelnen Figuren festhält. Konzentriert auf die Geschichte sieht der Betrachter nur die Ausschnitte, die auch die Geschichte untermalen und witzige Details, wie eine Spinne, die ihr Netz schon mal über die Glaskugel spinnt. Ob das nun eine Geschichte für Kinder ist, sei dahingestellt. Vielleicht ist es eher eine Geschichte für Erwachsene, die sich in ihrer individuellen Glaskugel positioniert haben und ab und zu doch befreien sollten. Ob die Liebe die Enge einer Schneekugel erträgt? Wer weiß?