Ursula Dubosarsky: Nicht jetzt, niemals, Aus dem australischen Englisch von Silvia Schröer, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2012, 144 Seiten, €12,95, 978-3-8000-5676-7

Sie waren Eisblöcke, tiefgefroren bis zu den Herzen. Es ist unser kleines Geheimnis, Mädchen, wir werden niemandem davon erzählen.

1967, ein kleiner Ort irgendwo in Australien: Sie sind eine eingeschworene Mannschaft, die elf Mädchen und ihre Lehrerin, Miss Renshaw. Sie weckt in ihren Schülerinnen die Liebe zur Poesie. Zwar behaupten Eltern auch, Miss Renshaw sei verrückt, aber die Mädchen lieben sie. Sie ist es, die ihnen Sicherheit gibt und sie leitet. Ungewöhnlich sind ihre Lehrmethoden und stark ihre Meinung, z.B. zum Thema Todesurteil und der Hinrichtung von Ronald Ryan. Sein gewaltsamer Tod, gleich zu Beginn erwähnt, scheint ein dunkler Vorbote für die nachfolgende Geschichte zu sein.

Miss Renshaw geht mit dem Mädchen gern in die Edna Thompson Memorial Gardens, um hier auch über den Tod oder Gedichte zu sprechen. Und sie möchte hier gern den Gärtner Morgan treffen. Die Mädchen ahnen, dass Miss Renshaw Morgan verehrt, ja vielleicht sogar liebt. Ihre Treffen mit ihm und den Mädchen sollen ein Geheimnis bleiben.

Doch dann führt ein wieder verschwiegener Schulausflug Lehrerin und Mädchen in eine Höhle am Küstenvorland, um sich die Zeichnungen von Aborigines anzusehen. Morgan ist dabei. Seltsam bedrückend wirkt die niedrige Höhle auf die Mädchen, sie werden schnell ungeduldig und verlassen fluchtartig den unheimlichen Ort, ohne ihre Lehrerin.
Miss Renshaw jedoch kehrt nicht mehr aus der Höhle zurück. Die Mädchen fühlen sich schuldig, denn sie haben nicht auf ihre Lehrerin geachtet oder gewartet. Sie können ihre Last aber auch nicht ablegen, denn sie haben versprochen, nichts zu erzählen.

Die weinerliche Bethany raubt allen mit ihren Heultiraden den Nerv und sie wird es auch sein, die dem Schulpsychologen, Mr Dern, alles berichten wird. Eine Erleichterung für die Mädchen und auch wieder nicht, denn die Schuldgefühle belasten sie bis ans Ende ihrer Schulzeit. Immer bleibt die Frage, was ist in der Höhle geschehen? Wurde Miss Renshaw ermordet? Ist sie mit Morgan, dem Kriegsdienstverweigerer geflohen?

In einem schwebenden Zustand zwischen Wachsein und Traum, der Frage, ob es Geister gibt oder nicht, spielt die Geschichte mit Fantasien und realen Tatsachen.

In einer Sprache mit wunderbaren Bildern erzählt Ursula Dobusarsky vom Erwachsen werden, den Veränderungen und Einschnitten, mit denen die Mädchen fertig werden müssen.