M.W.Craven: Der Gourmet, Aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger, Droemer Verlag, München 2025, 442 Seiten, €16,99, 978-3-426-28454-4

„Das Einzige, was zählte, war das Blut. Wenn es das Blut von Elizabeth Keaton war, dann war die junge Frau Elizabeth Keaton. Das war die einzig mögliche Erklärung. Und das hieß, dass Jared Kaeton sie nicht ermordet hatte.“

Als Constable Graham Alsop seinen langweiligen Dienst am sogenannten Polizeitisch verrichtet,
staunt er nicht schlecht, als eine körperlich sehr abgemagerte, verschüchterte wie desorientierte, junge Frau ihm ihren Namen nennt: Elizabeth Keaton. Ihr Vater, der berühmte Chefkoch Jared Keaton, wurde zu fünfundzwanzig Jahren Gefängnis für den angeblichen Mord an seiner Tochter verurteilt. Nun wurde sie doch, wie einst auch vermutet, verschleppt und konnte sich nach sechs Jahren ihrem bestialischen Entführer entziehen. Alle könnten glücklich sein, doch Detective Sergeant Washington Poe, der felsenfest in Jared Keaton weiterhin den Mörder sieht, bleibt bei seiner Auffassung. Als ausgezeichneter Ermittler hat er schnell erkannt, dass Keaton ein psychopathischer, mediengeiler Narzisst ist, der Menschen manipulieren kann und mit seinem Restaurant in der Grafschaft Cumbria zwar drei Michelin Sterne eingeheimst hatte, aber das große Geld durch Kochshows und Bücher verdiente. Viele aus Poes Reihen stellen sich nun gegen ihn, doch seine Chefin Detective Inspector Stephanie Flynn von der Abteilung für die Analyse schwerer Kriminalität der National Crime Agency und die geniale wie hochbegabte Profilerin Tilly Bradshaw, mit eigenartigem Kleiderstil und ohne Sozialkompetenz, stehen an seiner Seite. Unfassbar ist, dass die Identifizierung der verschwundenen Elizabeth Keaton, auch nach den genauen Untersuchungen der Ärztin Dr. Jakeman, eindeutig ist. Die Blutprobe kann nicht lügen. Doch was steckt hinter dieser unglaublichen Geschichte? Wohin wurde Elizabeth entführt? Haben Vater und Tochter gemeinsam diesen Coup erdacht und warum?
Poe zieht sich mit seinem Springer Spaniel Edgar in seine Schäferhütte im entlegenen Moorland von Cumbria zurück. Er braucht unbedingt Hilfe, denn er kann einfach nicht erkennen, wo er ansetzen kann, um nachzuweisen, dass die angebliche Elizabeth Keaton, die nach allen Befragungen erneut verschwunden ist, nicht die gesuchte Frau ist.
Die internen, polizeilichen Ermittlungen durch den unsympathischen DCI Wardle gegen Poe laufen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann man ihn von seiner Arbeit abziehen wird. Es gibt nur einen Ansatzpunkt, der bei der Entführung auf eine Täuschung hinweist und dass ist die Tatsache, dass die falsche Elizabeth Keaton bevor sie sich zu erkennen gab, schwarze Sommertrüffel verzehrt hatte, ein extrem teures Gourmetvergnügen.
Wie Poe und vor allem die eigenwillige Tilly Bradshaw nun in dieser fast chronologisch aufbereiteten Handlung Schritt für Schritt ein unglaublich, clever aufgebautes Lügengebäude einreißen, liest sich absolut spannend.
Zwar lenkt der Autor M.W. Craven die Lesenden durch Nebenhandlungen und falsche Fährten ab, doch hält er überzeugend bis zur Auflösung des Falls alle Fäden in der Hand, um darüber aufzuklären, was es nun mit der dubiosen Blutprobe auf sich hatte.

Für Krimifans ist der englische M.W.Craven eindeutig eine Entdeckung und dieser Roman macht Lust auf mehr!