Jamie Thomson: Dark Lord … Da gibt’s nichts zu lachen!!, Aus dem Englischen von Anke Knefel, Arena Verlag, Würzburg 2012, 270 Seiten, €14,99, 978-3-401-06654-7

„Mit Menschlingkindern war alles viel komplizierter. Bei ihnen konnte er die Dinge nicht mal eben mit einem Fluch des Qualvollen Gehorsams oder dem Einsatz seiner Tödlichen Klinge der Zerstückelung erledigen.“

Ein Zauber, ein Fluch, eine magische Verkettung ungeheuerlicher Umstände verbannt den von allen gefürchteten Dark Lord in eine andere Welt. Der Absturz von Darkland auf die Erde hat jedoch Folgen, denn der Dunkle Lord, einst ausgestattet mit majestätischen Hörnern, einem Raubtiergebiss und einem scharfkantigen Schädel, erwacht im Körper eines kleinen, pummeligen 13-jährigen Jungen mit Piepsstimme. Er, der mächtige Schurke, der mit Orks, Koboldheeren und Schwadronen geflügelter Dämonen einst andere Welten unterjochte, ist nun seiner magischen Kräfte beraubt und befindet sich in einem jämmerlich kleinen englischen Kaff. Als die Polizisten ihn auf dem Parkplatz eines Supermarktes auflesen, sind sie erstaunt über seine seltsam herrische Wortwahl. Der Junge ist eindeutig auf den Kopf gefallen oder spielt zu viele Computerspiele, in denen böse Mächte und Fantasywelten aufeinandertreffen.

Weit gefehlt, Dark Lord ist echt, er ist der Herr über Legionen des Grauens und ein Erhabener Magier, nur die anderen erkennen seine wahre Größe und immense Bedeutung nicht. Mit den Augen des mächtigen Herrschers betrachtet Dark Lord, den die anderen fälschlicherweise nun Dirk Lloyd nennen, unseren Planeten und dessen raffinierte Erfindungen, z.B. Autos. Heimlich plant er bereits die feindliche Übernahme, doch seine Hände sind gebunden.

Dark Lord befürchtet, dass er als Gefangener der Erde grausam gefoltert werden wird. Allerdings ist das weiße Zimmer bei seinen liebevollen Pflegeeltern, den Bewachern in Darks Augen, wirklich eine schwer zu ertragende Qual.

Als Pflegekind ist Dark Lord den Psychologen vom Sozialdienst ausgeliefert, die glauben, er leide an einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung.

Dark Lord bleibt immer in seiner Rolle des unumschränkten Herrschers. Das ärgert seinen neuen Bruder Christopher im ersten Moment, im zweiten jedoch findet er dieses Rollenspiel wiederum ganz witzig und unterhaltsam.

In der Schule gewinnt der anmaßende Neuling, der immer so seltsam grinst, dann sogar auch noch eine Sympathisantin. Suus liebt alles Schwarze, alles was mit Vampiren zu tun hat und kleidet sich im Goth-Look. Allerdings ist Darks erster Auftritt in der Klasse recht seltsam, wenn er lauthals verkündet: „Ich bin der Große Dirk! Ich erlaube euch, mich mit Meister anzureden!“ Die anderen lachen über ihn, aber das kann den Dark Lord nicht schocken. Was für die anderen wirres Gerede ist, das ist für ihn die Wahrheit, seine Art sich auszudrücken und zu denken, allerdings im falschen Körper. Mit seiner Intelligenz verprellt der Dark Lord die dummen Schläger, die wichtigsten Leute zieht er auf seine Seite und gründet seinen Exil-Hofstaat.

Für ihn sind die anderen keine Freunde, sondern eher Diener, Speichellecker oder Verehrer. Doch ab und zu erwischt er sich auch dabei, dass er plötzlich ungeahnte Gefühle, wie Zuneigung oder Mitleid empfindet.

Nach und nach findet der Dark Lord heraus, wie es zu seiner Verbannung kommen konnte. Mit seinem Ring der Macht, den er leider Suus geschenkt hatte, und seinem Umhang der Endlosen Nacht muss er versuchen, ein Portal in seine Welt zu öffnen.

Leider läuft dies schief und stürzt den Dark Lord in eine echte Existenzkrise.

Wie gut, denn so kann ein zweiter Band über den Herrscher mit dem lauten Tyrannenschrei „Muah-haa-haah!“ hoffentlich bald erscheinen.

Jamie Thomson hat sich eine originell auf den Kopf gestellte Heldengeschichte ausgedacht, in der er mit den Standardfiguren und deren Verhaltensweisen in Heldencomics und PC-Spielen, die Jungen so lieben, spielt. In äußerst komischen Szenen und Dialogen konfrontiert er seine Hauptfiguren mit unterschiedlichen Welten und zeigt, dass nicht alles nur einerseits abgrundtief Böse und andererseits voller heller Lichtgestalten des Guten ist. Es existiert eine Grauzone, die der Dark Lord bei seinem Aufenthalt auf der Erde schmerzlich zu spüren bekommt.

Unterhaltsam, temporeich geschriebene, zum Kugeln schräge Geschichte!‘, ‚Jamie Thomson: Dark Lord … Da gibt’s nichts zu lachen!!