Claire Hoffmann: Die Liebe zum Regen, Diana Verlag, München 2017, 300 Seiten, €14,99, 978-3-453-29192-8

„Sie hatte keine Lust mehr durchzuhalten. Sie fand Stolperfallen in der Küche oder Wärmesalbe auf dem Toilettensitz überhaupt nicht komisch. Vera lehnte sich an den Türrahmen. Sie kam einfach nicht an sie heran. An keine von ihnen.“

Vera Klapproth ist siebenundfünfzig Jahre alt, verheiratet mit dem etwas steifen Gernot, den sie glaubt zu lieben. Sie hat die Musikalienhandlung von ihren Eltern übernommen und alles scheint wunderbar.
Was treibt sie da außer Landes und auch noch als Au-pair für wildfremde Kinder?

Schaut man genau hin, dann ist Veras Leben doch etwas aus den Fugen. Sie denkt, sie sei wirklich krank, wagt keine gründliche Untersuchung und ihr Mann verschwindet einfach mal so nach Afrika, angeblich in ein Sabbatical. Eine Meute Journalisten steht vor der Tür und offenbar hat der gute Gernot Dreck am Stecken. Vera hält nun auch nichts mehr. Ein Flyer fällt ihr in die Hände und schon ist sie auf dem Weg nach London als Kindermädchen. Kaum angekommen, ihre Englischkenntnisse sind nicht besonders und ausgeraubt wird sie auch gleich, steht sie drei Mädchen im Alter von vierzehn bis fünf Jahren gegenüber: Amanda, Ruby und Zoe. Der Vater der Kinder, Mr. Hastings, ist bereits auf dem Abflug. Die einzige, die Vera wirklich braucht, ist die fünfjährige Zoe und ihr Schmuse-Faultier Herr Schultz. Die Mutter der Kinder, von ihr haben sie auch ein bisschen Deutsch gelernt, ist angeblich entschwunden, das glaubt zumindest Zoe. Alle andere kennen die Wahrheit, hinter die Vera auch bald gelangen wird. Vera ist leider nicht die begnadete Köchin und von Kindern, die sie nie hatte, hat sie auch keine Ahnung.

Aber Vera ist kampfbereit, und das muss sie auch sein, denn die hochnäsige Amanda spielt ihr einen Streich nach dem anderen. Es ist kein Witz, wenn man in seinem Haarwaschmittel einen Brühwürfel findet oder in dem Glauben gelassen wird, man habe Katzenfutter gegessen. Auch Ruby ist ein schwieriges Kind, denn sie scheint, nie etwas zu essen. Aber Vera beißt sich auch ohne Referenzen durch. Sie versucht ständig den abwesenden Vater in die Pflicht zu nehmen, doch dieser scheint den Anblick der Mädchen nicht zu ertragen. Nach und nach wird klar, was eigentlich passiert ist. Vera absolviert brav ihren Englischkurs, der ihr als Au-pair zusteht und kümmert sich aufopfernd um die anhängliche Zoe. Mit Amanda gibt es auch bald Friedensverhandlungen, nachdem diese sich verknallt hat. Und auch Vera scheint auf ihre alten Tage noch die Liebe kennenzulernen. Aber auch hier muss sie sich auf ein Fiasko einstellen. Und dann taucht Gernot auf und bemerkt, dass die gute Vera seinen harschen Ton nicht mehr akzeptiert und sich doch sehr verändert hat.

Bald sind die drei Monate in London um und Vera könnte ihren Aufenthalt noch verlängern. Zuerst jedoch muss sie sich um ihre Untersuchung kümmern, das war ein Deal, den sie eingegangen ist und sie muss herausfinden, ob sie mit dem distanzierten Mr. Hasting endlich eine gemeinsame Sprache findet.
Witzig, unterhaltsame Geschichte über die Abenteuer einer nicht mehr ganz jungen Frau in einem völlig neuen Metier voller Stolpersteine und Alltagsabenteuer.
Absolut lesenswert!