Sara Gran: Das Buch der kostbarsten Substanz, Aus dem amerikanischen Englisch von Conny Lösch, Suhrkamp Verlag, Berlin 2023, 361 Seiten, €17,00, 978-3-518-47355-9

„Es ging nicht nur um Sex. Oder Geld. Das Buch lenkte uns bereits. Förderte eine gewisse Arroganz zu Tage, eine Einstellung wie: Ihr könnt mich alle mal. Oder auch: Du kannst mich mal. Scheiß auf die Welt, scheiß auf die Reichen, scheiß auf alle, die sich zwischen uns und das Buch stellen, das uns wollte.“

Lili Albrecht hatte sich ein gutes Leben mit Abel, einem einst so charismatischen Mann, vorgestellt. Nach ihrem überraschenden Erfolg mit ihrem Debütroman hatte sie endlich die finanziellen Möglichkeiten, ihre Träume wahr werden zu lassen. Doch dann geschieht etwas, womit niemand rechnen konnte. Abel, der begnadete Musiker, Autor und Dozent, erkrankt an Frühdemenz und nichts kann ihm helfen. Die Freunde schauen nicht mehr vorbei und das Geld schwindet langsam dahin. Lili kann sich nicht aufs Schreiben konzentrieren. Sie wird aus der Verzweiflung heraus zur Buchhändlerin ihrer eigenen und später der Bücher, die sich hofft, gut verkaufen zu können. Mit dem letzten Geld erwirbt Lili in einer kleinen Stadt in der Nähe von New York City ein großes Grundstück mit Haus. Und sie hat das Glück, dass sie Awe aus Nigeria gefunden hat. Er kümmert sich rührend um Abel, der kaum noch sprechen kann.

Als Lili, die kaum noch Bücher liest, dann auf dem antiquarischen Buchmarkt in New York einen guten Bekannten trifft, erzählt dieser von einem okkulten Buch, dem „Buch des kostbarsten Substanz“, einem Handbuch der Sexualmagie aus dem 17. Jahrhundert.

Die Faszination, die Bücher im Guten wie im Bösen, ausüben können, ist ein durchaus beliebtes Thema, denkt man an Umberto Ecos Roman „Im Namen der Rose“ oder Michael Endes „Unendlicher Geschichte“.

In diesem Krimi wird der Bekannte vom Markt getötet, nachdem er Lili darum gebeten hat, nach diesem Buch mit all ihren Kontakten zu suchen. In Aussicht steht eine riesige Geldsumme. Allerdings kommt er nicht mehr dazu, ihr zu sagen, wer denn der Abnehmer des Buchschatzes ist.

Lili findet in Lucas, ebenfalls Buchhändler, einen Mitstreiter und im Laufe der Geschichte dann auch Liebhaber. Angeblich sind noch zwei Bücher im Umlauf und Rasputin hat alle fünf Stufen, die in diesem Buch beschrieben werden, mit seinen Körperflüssigkeiten bis hin zum Blut exerziert.

Als Lili und Lucas endlich auf der richtigen Spur sind und auch einen potenten Käufer gefunden haben, wird auch dieser ermordet. Es ist eine waghalsige Reise, die sie nach Washington D.C., Los Angeles, Paris und München führt.

Doch so richtig Spannung und knisternde Verführung, denn auch Lili und Lucas wollen die fünf Stufen erklimmen, kommt nicht auf und die Auflösung der Morde ist ebenfalls nicht sonderlich spektakulär.

Eher enttäuschend!