Kevin Wilson: Hier gibt’s nix zu sehen, Aus dem Englischen von Xenia Osthelder, btb Verlag, München 2023, 288 Seiten, €12,00, 978-3-442-77266-7

„Wie ein Feuerwerk. Ungelogen, es war unglaublich schön, sie brennen zu sehen. Auf Carls Schrei hin drehte ich mich um und sah Roland ebenfalls brennen, jedoch nicht lichterloh wie seine Schwester.“

Es ist schon ein seltsames Szenario, dass sich der amerikanische Autor Kevin Wilson für seinen neuen Roman ausgedacht hat. Kinder, die ihrer Wut nicht anders Ausdruck verleihen können als durch inneres Lodern und ausbrechendes Feuer, dass dann natürlich ringsum Schaden anrichtet. Die Kinder leben weiter wie Phönix aus der Asche. Bessie und Roland mussten ihr Zuhause verlassen, da waren sie fünf Jahre alt. Der allseits angesehene spätere Senator Jasper Roberts, wohnhaft in Tennessee, hatte eine Affäre und ließ seine erste Frau Jane mit den wirklich schwierigen Kindern allein. Jane jedoch fühlte sich völlig überfordert und nahm sich das Leben. Eigentlich hatte sie gehofft, dass die Kinder ihr in den Tod folgen. Nun leben die Zwillinge, die Augen wie Smaragde haben, bei den alten Großeltern.

Als Jasper Roberts erneut heiratet und die Stelle als Außenminister vakant wird, steht eine Überprüfung ins Haus. Jaspers zweiter Frau Madison, beide haben einen Sohn, stammt ebenfalls aus einer reichen Familie. Sie ist eine clevere Person und befreundet mit Lillian Breaker, der das Leben bisher übel mitgespielt hat. Ihre alleinerziehende Mutter interessiert sich für alles nur nicht für ihr Kind. Als sich Lillian und Madison auf der Iron Mountains Girls Preparatory School, Lillian hatte ein Stipendium, kennenlernen, werden sie beste Freundinnen. Allerdings bunkert Madison Drogen und als sie auffliegt, überredet Madisons Vater Lillians Mutter gegen eine entsprechende Summe, dass Lillian alle Schuld auf sich nimmt. Ein Deal, der Lillians mögliche Karriere beendete.

Doch nun braucht Madison erneut Lillians Hilfe.

Kevin Wilson erzählt seine Geschichte aus der Sicht der lebensklugen Lillian. Madison bittet Lillian und ihren Vertrauten Carl, natürlich streng geheim, dass sie auf die Kinder aufpassen. Ein Gästehaus auf dem Grundstück der Roberts wurde ausgebaut und dort sollen die Kinder sozusagen hinter verschlossenen Türen leben. Eine Zumutung, wie sich bald herausstellen wird, denn die kleinen Feuerteufel sind schwer zu bändigen.

Es könnte um Väter gehen, die sich nicht um ihre Kinder scheren, und die dann ihr Unbehagen so richtig zeigen und nicht still sind. Doch wovon soll diese wunderliche Geschichte eigentlich wirklich erzählen? Dass der kleine Sohn des Senators bei der offiziellen Ehrung als Außenminister dann vor den Kameras ebenfalls zu glühen beginnt, ist eine witzige Wendung.

Lillian wird als „Gouvernante“ ihre Bestimmung finden, und sich bei all ihrem Lebensüberdruss, endlich wieder gebraucht fühlen.

„Aber ich empfand Zärtlichkeit für diese Kinder, und das fühlte sich für mein kleines Herz nach einem gewissen Fortschritt an.“