Gilly Macmillan: Ein langes Wochenende und dein Mörder wartet schon, Aus dem Englischen von Sabine Schilasky, Blanvalet Verlag, 416 Seiten, €15,00, 978-3-7645-0809-8

„Und es geht nicht nur um Edie. Toby, Mark und Paul sind wie Onkel für Edies Tochter Imogen; das war sie schon, bevor Rob gestorben ist. Warum sollte Edie einem von ihnen etwas antun?“

Es soll ein langes entspanntes Wochenende fernab von Bristol mit Freunden werden. In der
Moorlandschaft von Northumbria an der schottischen Grenze hat Jayne ein einsam gelegenes, schwer zugängliches Haus ohne Handyempfang bei einem Hünengrab gefunden. Die Eigentümer, Maggie und John Elliott, nennen es die Scheune. John, der zunehmend dement wird und offensichtlich unter Wahnvorstellungen leidet, hasst die kurzzeitigen Bewohner. Maggie sorgt sich um ihren Mann und seinen Geisteszustand und hat Angst, dass er den Gästen Angst einjagt und das gute Geschäft verdirbt.
Jayne und Freundin Ruth reisen gemeinsam mit Emily, der neuen, sehr jungen Frau von Paul, in die Heidelandschaft. Die Männer, Paul, Mark und Toby kennen sich aus ihrer Studentenzeit. Zur Clique gehörte auch der kürzlich bei einem Unfall verstorbene Rob und seine schillernde Frau Edie. Die Männer reisen später an als geplant. Warum, kann niemand so richtig beantworten.
Emily fühlt sich ohne Paul nicht sonderlich wohl. Sie ist für die Jahreszeit viel zu dünn gekleidet und die beiden Freundinnen ihres Mannes nehmen sie nicht ernst. Ruth und Toby sind vor gut einem Jahr Eltern geworden. Ruth liebt ihren Sohn Alfie heiß und innig, doch Toby, Professor für Kunstgeschichte, kann keine Nähe zum Kind entwickeln. Aus finanziellen Gründen muss Ruth als Ärztin gute acht Wochen nach der Geburt wieder arbeiten. Sie ist völlig überfordert und ihr Arbeitgeber hat ihr sogar eine Abmahnung geschickt, denn alle wissen Ruth trinkt. Nur durch den Alkohol findet sie im Alltag eine Balance.
Als die Frauen im Haus ankommen, scheint jemand für sie ein Päckchen abgegeben zu haben. Emily öffnet sofort den Umschlag, denn sie glaubt, er sei von Paul. Doch weit gefehlt, Edie hat den Frauen etwas hinterlassen, eine Flasche Champagner. Sie schreibt, da sie ja nicht eingeladen sei, wolle sie doch den Frauen etwas senden. Sie wird die Stadt verlassen und einen Ehemann der drei Frauen töten. Jayne und Ruth glauben, dass Edie einen makabren Scherz macht. Denn warum sollte sie Toby, Mark oder Paul umbringen? Alle kennen sich schon ewig und alle lieben Edies Tochter Imogen, die jetzt siebzehn Jahre alt ist.
Ohne Empfang können die Frauen niemanden erreichen, aber Jayne und Emily verlassen das Haus in der unwirtlichen Landschaft und versuchen, mit ihren Handys auf der Anhöhe und später bei den Elliots Kontakt zu ihren Ehemännern aufzunehmen.
Nach und nach wachsen die Spannungen zwischen den Frauen. Was mag der Grund für Edies seltsame Nachricht sein? Sind es dubiose Geldgeschäfte, in die Mark die anderen nach seinem Ausscheiden aus der Armee hineingezogen hat, sind es Verfehlungen aus der Vergangenheit von denen Emily nichts weiß?
Parallel zur Handlung glauben die Lesenden, dass sie erfahren, was mit Edie und ihrer Tochter zeitgleich geschieht. Aber das ist ein Trugschluss. Jemand anderes kümmert sich angeblich in Edies Namen um Imogen und dabei läuft so einiges schief. Doch wer steckt hinter all diesen Manipulationen und warum hat Jayne eine Pistole in ihrer Tasche?

In der Mitte der Handlung wird es drei Leichen geben. Zum einen John, der sich in seinem Wahn selbst gerichtet hat und zum anderen zwei Personen aus dem Freundeskreis.

Eifersucht, Gewalt, Vaterschaft ja oder nein, Geld- oder Alkoholprobleme und alles was man sich zwischen Menschen vorstellen kann, können die Lesenden in diesem Roman in ihrer Fantasie sehr lang diesen Freundespaaren andichten. Und es gibt viele weitere Fragen, die sich aufdrängen. Wie genau kennen sich jahrelange Freunde, wie genau weiß ich darüber Bescheid, was für ein Mensch mein Ehemann ist? Um diese Fragen kreist dieser Krimi, der voller Spannung die Lesenden in die Geschehnisse hineinzieht.

Etwas zu reißerisch ist der eigenartige Titel des Buches. „The long weekend“ im Original hätte in der deutschen Übersetzung auch gereicht.