Cathryn Constable: Wo Schneeflocken glitzern, Aus dem Englischen von Ilse Rothfuss, Chicken House im Carlsen Verlag, Hamburg 2013, 326 Seiten, €16,99, 978-3-551-52051-7

„Mit richtig echtem Schnee. Ein wildes magisches Wetter statt des ewigen Londoner Schmuddelregens. Sophie war bereits jetzt ganz verzaubert, als sei sie an einem verwunschenen Ort voll ungeahnter Möglichkeiten gelandet.“

Sophie hat ihre Eltern früh verloren und kaum Erinnerungen an sie. Ihr Vater war Dichter und ab und zu fallen ihr noch Erinnerungsfetzen an ihre gemeinsame Zeit ein.
Von ihrem Vormund, eine Freundin der Mutter, Rosemary, kann Sophie nicht viel erwarten. Im New Bloomsbury College for Young Ladies hat Sophie mit ihren Löchern im Pullover eher eine Außenseiterstellung. Befreundet ist sie jedoch mit Delphine, einem verwöhnten und gut betuchten Mädchen, und Marianne, die mehr an Wissen als an Klamotten interessiert ist.

Als Sophie die Möglichkeit erhält, mit der Schule nach St. Petersburg zu reisen, wird ein Traum für sie wahr. Tief im Inneren hat sie schon immer, völlig unerklärlich, diese Sehnsucht nach Schnee und allem was mit der russischen Kultur zu tun hat, verspürt.
Doch kaum sind die drei Mädchen in Russland angekommen, vollziehen sich seltsame Dinge. Sie sollen in einen Vorort von St. Petersburg gebracht werden, landen aber in einem Zug, den sie an einer verlassenen Bahnstation plötzlich verlassen müssen. Ohne eine Ahnung zu haben, was vor sich geht, werden sie in den Winterpalast von Anna Fjodorowna Volkonskaja gebracht.

Wie aus der Zeit gefallen residiert die Prinzessin mitten in den verschneiten Wäldern Russlands. Der Volkonski-Palast ist völlig verfallen, nur ein paar Zimmer sind bewohnbar. Die Prinzessin verspricht den Mädchen einen traumhaften Aufenthalt mit Picknicks und vielen Überraschungen. Sie ist prunkvoll gekleidet und bietet auch den Mädchen viele Extras, die sie in der Kälte allerdings auch benötigen.

Nach der Großen Oktoberrevolution mussten die Adligen fliehen. Den Mädchen wird die heroische Geschichte der Volkonskis erzählt, von denen Mutter und Kind in den Wald fliehen konnten. Im Familienwappen findet sich das Bild eines Wolfes. Die Wölfe hätten die Familie Volkonski bitter gerächt.

Sophie ist fasziniert von diesen alten Geschichten, der Persönlichkeit der Prinzessin, die jedoch launenhaft zu sein scheint. Mal umgarnt sie die Mädchen freundlich, dann ist wieder seltsam kühl und unfreundlich. In Sophie scheint sie irgendetwas zu sehen, als würde sie eine Hoffnung mit ihr verbinden.

Ab und zu flackern in Sophies Erinnerungen Lieder auf, die ihr der Vater vorgesungen hat. Abseits der Zivilisation spüren die Mädchen, dass sie in etwas hineingeraten sind, was sie nicht verstehen. Als Sophie der Prinzessin von dem Wolf erzählt, den sie gesehen hat, gerät diese in Panik.

Krampfhaft sucht die Prinzessin im Palast nach einer langen Diamantenkette und erhofft sich von Sophie Hinweise, wo diese sein könnte. Doch warum von Sophie?

Was hat sie, ein englisches Waisenmädchen, mit den Volkonskis zu tun?

Spannend liest sich dieses moderne Märchen, in dem die arme Sophie durch ihren Russlandaufenthalt eine völlig neue Lebensperspektive erhält.