Sophie Bonnet: Provenzalische Flut. Ein Fall für Pierre Durand, Blanvalet Verlag, München 2024, 368 Seiten, €18,00, 978-3-7645-0849-4
„War es denkbar, dass er hinter einer Fata Morgana hergerannt war? Blind und taub für die Möglichkeit, dass er sich geirrt haben könnte? Es war kaum zu glauben.
Gleichwohl wusste er um die Neigung des menschlichen Gehirns, auf der Suche nach Beweisen selbst noch so vage Möglichkeiten zu Tatsachen zu verdichten. Zufälligkeiten wurden zu Indizien. Lückenhaftes wurde passend gemacht. … So war es offenbar auch bei ihm gewesen.“
Nein, Pierre Durand, der Chef de police municipale aus Sainte-Valérie irrt sich nicht, auch wenn die Polizei vor Ort wenig Einsatz zeigt und den gewaltsamen Tod zweier Menschen am liebsten als Unfall oder Suizid darstellt.
Sophie Bonnet, ein Pseudonym der deutschen Autorin Heike Koschyk, die die Provence liebt, aber in Hamburg lebt, hat bereits viele Romane mit ihrem Lieblingskommissar Pierre Durand erdacht.
Nun hat er endlich sein Glück gefunden und heiratet seine Charlotte, eine beliebte wie begabte Chefköchin. Ihr zuliebe und sicher auch für sich, versucht er mehr auf seine Gesundheit zu achten. Aber nun haben die beiden geheiratet und Durand kann endlich mal wieder so richtig schlemmen und auf keine Süßspeise als Dessert verzichten. Als Hochzeitsreise gönnen sich die beiden ein Hotel in Rayol–Canandel-sur-Mer und die Aussicht auf romantische Ausflüge an der Côte d’Azur. Doch kaum angekommen, fischt Durand bereits einen todgeweihten Taucher aus dem Meer, einen Mann, der mit letzter Kraft versucht hatte, zur Küste zu schwimmen. Was er dann allerdings stammelt, bringt Durand in arge Schwierigkeiten. Er behauptet, dass jemand ihn vergiftet habe und eine Camille solle benachrichtigt werden. Da Durand als Polizist eigentlich nicht ermitteln darf und Charlotte auch die Reise nicht verderben will, hält er sich zuerst zurück, zumal der Tod des identifizierten Florent Besnard als Taucherunfall von der hiesigen Polizei eingestuft wurde. Doch dann erhält Durand einen Anruf vom Notarzt Edgart Trébert, der ebenfalls vor Ort war, und dieser behauptet, er wisse, wer Besnard vergiftet hat und verabredet sich mit Durand.
Der Notarzt kommt dann allerdings nicht zum Treffen und Durand erfährt, dass Trébert eilig auf die Insel Porquerolles gefahren ist. Zum Glück kennt Charlotte ihren Angetrauten zu gut, um zu erkennen, dass sie mit ihm nicht einfach so die Insel Porquerolles besucht. Sie weiß, dass sie erst Urlaub machen können, wenn dieser Fall gelöst ist. Als dann auch der Notarzt, hier soll es ein Suizid sein, zu Tode kommt, muss Durand mit der Kommissarin vor Ort, Ann-Christine Giraud zusammenarbeiten.
Wie in vielen Kriminalromanen spielen auch die Veränderungen in der Natur eine wichtige Rolle. In diesem dreht sich alles um die Wasserzufuhr, aggressive Aktivisten und die gleichzeitige Zerstörung der Seegraswiesen. Außerdem stößt Durand auf einen Familienstreit, der sich zwischen dem Hotelbesitzer Claude Besnard und seinem nun toten Sohn ereignet hatte. Besnard hatte dem Sohn die Taucherschule finanziert, wollte aber dass er im Hotelbetrieb einstieg. Hier jedoch engagierte sich bereits sein Stiefsohn Afonso mit viel Elan und wurde vom Stiefvater allerdings wie ein normaler Angestellter behandelt, was seiner zweite Frau Monique kaum gefiel. Außerdem hatte Florenz Besnard wohl mit Camille, einer Freundin, beim Tauchen in den Wracks vor der Küste den legendären Schatz der Ville de Grasse, der eigentlich dem Staat gehört, entdeckt.
Viele Handlungsstränge laufen letztendlich auf die Lösung des spannenden Falls und die Aufdeckung der beiden tragischen Morde hinaus.
Sophie Bonnet baut hin wieder Lokalkolorit ein, immerhin ist Charlotte mit ihrem Reiseführer gut ausgestattet und gern liest sie ihrem Ehemann bei der Autofahrt Wissenswertes über diesen Landstrich im Süden Frankreichs vor. Und beide essen natürlich nur in den besten Restaurants.
Solide geschriebener Krimi mit einem Glossar und den unvermeidlichen Rezepten!