Elisabeth Schmidauer: Mord für Anfänger und Fortgeschrittene, Picus Verlag, Wien 2019, 206 Seiten, €20,00, 978-3-7117-2078-8
„Wenn wir wissen, wie es geschehen ist, würde ein anderer Lieblingsdetektiv des Kommissars sagen, dann kennen wir den Täter. Der Kommissar brummte. Viele Verdächtige, viele Motive – aber die karge Ausbeute von Spuren! Und wäre eine Frau in der Lage, alleine den Leichnam eines kräftig gebauten Mannes zu bewegen?“
Kreativurlaub an der griechischen Sommerakademie – so lautet das Urlaubsziel einiger Österreicher, die Jahr für Jahr auf die gleiche Insel reisen und sich in Mal-, Schreib- oder Fotografiekursen verwirklichen. Nebenher genießen sie das wunderbare Essen, ziemlich viel Retsina, den Strand, das herrliche Wetter und den Klatsch und Tratsch, der jedes Jahr variiert. In diesem Sommer haben sich viele Urlauber für den Kurs: Mord für Anfänger und Fortgeschrittene eingetragen, ohne zu ahnen, dass ein wirklicher Mord auf der Insel gleich in unmittelbarer Nähe geschehen wird.
Es sind die Sigis, Bertis, Harrys, Alex‘, Lilis und wie sie alle heißen, die den Tanz um die Kultur in Griechenland, Gespräche über Hölderlin im Land der Mythen und unvergesslichen Geschichten wagen. In Wahrheit jedoch erhofft sich so mancher Kursleiter ein schnelles Urlaubsabenteuer, dass rasch wieder vergessen ist und auch die allein reisenden Frauen, z.B. Luise ist nicht abgeneigt, die Männer in Augenschein zu nehmen. Paul, der Schauspieler, gehört dazu. Er leitet den Krimi-Kurs und liebäugelt wie so viele andere Männer mit der jungen rothaarigen Studentin Lili.
Bevor das Mordopfer ins Spiel kommt, lernt der Leser alle Urlaubsteilnehmer mit ihren Macken und Vorlieben kennen. Da gibt es den selbstverliebten Philipp, der bereits ein Buch veröffentlicht hat, Sigi, der in seiner Unsicherheit nur Anerkennung bei Berti erfährt oder der arrogante Teddy, den sowieso niemand mag. Eine gute Freundin von Luise ist Fanni, die jedoch mit ihrem Mann Harry hadert. Per Zufall belauscht Luise, aus deren Blickwinkel die Sommergeschichte erzählt wird, Berti, der nach zwanzig Jahren von Käthe erfährt, dass er eine Tochter hat. Berti wiederum hatte in einer schwachen Stunde Luise von einer anderen „Jugendsünde“ erzählt. Er hatte seine erste Freundin, wie es heißt, zum Krüppel gefahren und sich dann einfach davongemacht. Nie hat er sich für den Verlauf ihres nun gezeichneten Lebens interessiert.
Doch dann findet Luise Bertis toten zerschlagenen Körper am Strand. Der Mörder, die Mörderin hat ihm die Augen ausgeschlagen. Der namenlose Kommissar hat wenig Lust auf diesen Fall, zumal auf der Insel kaum etwas wirklich Ernsthaftes passiert. Außerdem muss er sein Englisch wieder aufpolieren und dann auch noch diese Ausländer vernehmen.
Natürlich wird dieser Fall gelöst, auch wenn die Urlaubsfreude durch Bertis Tod und all die Verdächtigungen, die nun folgen, getrübt ist.
Gut liest sich dieser Roman über eine Gesellschaft, die amüsiert werden möchte, teils bindungsunfähig ist oder verzweifelt nach einem Sinn im Leben sucht.
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