Martin Österdahl: Silvester, Aus dem Schwedischen von Leena Fleger, Blanvalet Verlag, München 2023, 352 Seiten, €16,00, 978-3-7645-0848-7
„Lisa schließt die Augen. Sie will nur noch weg. Camilla ist nicht mehr ihre neue beste Freundin, sie ist eine Figur aus einem Horrorfilm.“
Ebba Kjellvander und Marlon Isaksson, beide siebzehn Jahre alt, sind total verliebt und freuen sich auf ihre erste Liebesnacht zu Silvester. Vorher sollen sich jedoch ihre Eltern kennenlernen. Das klingt vielleicht ein bisschen altmodisch, aber irgendwie auch rührend. Treffen wollen sich alle bei Ebbas Familie in Nacka. Hier leben die Kjellvanders in ihrem Traumhaus, für das sie vieles in Kauf genommen haben und sogar einen Pool bauen ließen.
Ebbas Mutter Lisa und ihr Vater Mikael bereiten alles vor, nur Lisa ist noch lang im Hospiz, in dem sie als Krankenschwester arbeitet. Ärgerlich ist, dass dort eingebrochen und wichtige Medikamente gestohlen wurde. Schnell wird klar, dass jemand Lisas Auto aufgebrochen hat, um die Chipkarte zum Medikamentenschrank zu stehlen. Doch woher wusste der Dieb von der geheimen Pin?
Tom, ein langjähriger Freund von Lisa und Arzt im Hospiz, informiert Lisa, die bereits in den intensiven Vorbereitungen für den Silvesterabend steckt. Lisa gibt online eine Anzeige bei der Polizei auf und informiert Tom, der doch Geldprobleme hat, sehr spät über diesen Autoeinbruch. Als dann Marlons Eltern, Camilla und Sören Isaksson, vor der Tür stehen, wird klar, dieser Abend wird vielleicht nicht sehr angenehm werden. Lisa und Camilla haben sich nach einem heftigen Streit vor siebzehn Jahren aus den Augen verloren und Sören hat als Arzt damals Lisa entbunden. Allerdings brauchte sie nach der Geburt eine lange Zeit, um ins normale Leben zurückzukehren.
Die Erzählperspektive wechselt nun ständig zwischen Gegenwart und den Ereignissen vor siebzehn Jahren hin und her. Lisa und Camilla haben sich in einer Selbsthilfegruppe von Paaren in Stockholm kennengelernt, die verzweifelt versuchten Eltern zu werden. Die attraktive und ziemliche unstete Camilla, die sich den stillen Arzt Sören schnappt, fasziniert Lisa und beide werden schnell Freundinnen. Als sich dann jedoch herausstellt, dass Mikael nicht zeugungsfähig ist und Camilla keine Kinder bekommen kann, plant Camilla einen Coup zwischen allen Vieren. Lisa ist über Camillas Ansinnen entsetzt. Als sie dann wie durch ein Wunder schwanger wird, redet ihr Sören viele gesundheitliche Probleme ein, die sie lang belasten.
Natürlich ahnen die versierten Krimileser nach einer gewissen Zeit, dass Ebba und Marlon eine sehr besondere Beziehung haben, insbesondere als Sören seinem Sohn die Liebesnacht ausreden will. An diesem Silvesterabend brodeln alle alten Konflikte hoch. Der ziemlich verbitterte und ausgebrannte Mikael trinkt viel zu viel und attackiert Sören, seinen einstigen Freund. Lisa betrachtet Mikael doch skeptischer als früher und trotz Entschuldigung von Camilla kommt keine Harmonie auf. Und natürlich fragt sich Lisa, wie ihre Freundin von damals einen Sohn im gleichen Alter wie ihre Tochter bekommen konnte? Von Anfang an ist klar, dass zwei Personen sterben werden und am Grund des so einzigartigen Pools liegen.
Martin Österdahl erzählt von einer Silvesterparty, die sich sicher niemand wünscht. An diesem Abend werden Geheimnisse gelüftet und Abgründe offenbart, die Lisa zum Handeln treiben, aus Rache, aber auch Verzweiflung.
Spannend geschrieben und doch im Handlungsverlauf zu vorhersehbar.