Mary Ann Fox: Je stiller der Tod – Ein Cornwall – Krimi, TB, Aufbau Verlag, Berlin 2021, 238 Seiten, €10,00, 978-3-7466-3784-6


„Agatha konnte nicht schlafen. Ihr Mensch war vor einigen Stunden mit diesem fürchterlich stinkenden und lauten Ding aufgebrochen und hatte sie und die Hühner zurückgelassen.“

Agatha ist die Gans, die nur von der Gärtnerin Mags Blake geliebt wird. Ihr Mann Sam würde sie zu gern als Weihnachtsbraten auf den Tisch stellen. Agatha zwickt alle Männer, die sich ihr nähern und kennt keine Gnade. Sie wird es auch sein, die als erste den toten Fotografen im Schnee entdecken wird.
Mags lässt sich von Cynthia wiedermal überreden. Ein Team soll Mags Haus, genannt Meadow Cottage mit der einzigartigen Weihnachtsdekoration für die allseits beliebte Zeitschrift „Country Life“ fotografieren. Das wäre fantastische Reklame, zum einen für Cynthias Geschäft und zum anderen für Mags und ihre Gartenfirma. Etwas unlogisch ist, dass Fotograf, Assistent und Redakteurin am Heiligen Abend anreisen und Cynthia nicht dabei ist. Außerdem haben Zeitschriften immer einen Vorlauf, d.h. Fotos und Texte zu Weihnachtsthemen werden garantiert im September oder Oktober geliefert.
Mags jedenfalls bereitet ihr Haus, das eigentlich immer noch der Bank gehört, auf den Besuch vor und lädt auch ihre alten Freunde Miss Clara und Jim ein. Ein neuer Einwohner aus dem Ort wird sich ebenfalls zu den Weihnachtsgästen gesellen. Gulliver heißt der Besitzer des Pfarrhauses, der immer gediegen gekleidet auf eine Partykarriere in den 1990er Jahren zurückschauen kann.
In allen Details wird nun die kitschige Weihnachtsdekoration beschrieben, das gediegene Haus, der Garten, der im Dezember ja eigentlich nicht gerade seine beste Zeit hat, und die harmonische Ehe von Mags und Sam, dem einstigen Oxford Professor, der sich nun als Kinder- und Jugendbuchautor durchs Leben schlägt. Immerhin hat er einen Verlag, der seine Bücher veröffentlicht. Natürlich wird an den Abenden aus Charles Dickens „A Christmas Carol“ vorgelesen und alle gruseln sich bei den Geistern der Weihnacht.
Das Wetter schlägt um und das Team aus älterem Fotografen namens Charlie Milver, seinem dünnen Assistenten Brant und Redakteurin Diana Tyler reist an. Seltsam sind die Spannungen zwischen Gulliver und dem Fotografen, als würden die beiden sich kennen. Eigenartig auch, dass Sam die junge Redakteurin, die sich für den Landbesuch entsprechend verkleidet hat, kennt und sie als seine ehemalige Studentin vorstellt. Die Stimmung zwischen den Gästen und dem Zeitungsteam ist nicht sonderlich freundlich, zumal der Fotograf ziemlich arrogant wirkt und je mehr er getrunken hat, auch beleidigend austeilt.
Durch die Wetterlage und die vereisten Straßen müssen alle im Haus bleiben. Mags organisiert für jeden einen Schlafplatz, so klein kann das Cottage also nicht sein, und sorgt für genug Alkohol um die Atmosphäre bei Tisch etwas zu verbessern.
Als am kommenden Morgen dann der Fotograf nicht auftaucht, sondern mausetot im Schnee liegt, kann auch die Polizei nicht anrücken. Jemand verbrennt Charlies Handy im Kamin und verursacht kurzzeitig einen kleinen Brand. Die Deko ist jedenfalls hin und die Gäste mehr als beunruhigt.
War es nun ein Unfall oder doch Mord?

Bei diesem Wohlfühl-Landleben-Roman der deutschen Autorin Marie Ann Fox, der alle Register der heilen Rosamund Pilcher –Welt zieht und gerade zu Weihnachten die englischen Traditionen feiert, erwartet man sicher keinen hochintelligenten Plot. Leider wird die Leserin, was den sogenannten Fall anbelangt, unterfordert. Alle Figuren scheinen auf einen Reizbrett erdacht und eigentlich kann man sich niemanden so richtig vorstellen. Natürlich trägt der Autor Cordhose und Stechpalmen ragen aus Charlies toter Brust heraus. Plumpudding wird serviert und die Gemütlichkeit der Kamine gepriesen. Es fällt sogar der Strom aus. Zum Glück gibt es genug Benzin, damit die Gäste auch wieder heimfahren können, allerdings ohne Charlie, dem offensichtlich sowieso niemand nachweint.
Agatha überlebt das Weihnachtsfest und sie wird auch den Schuldigen zwicken. Wer hätte das gedacht?