Julie Clark: Der Tausch, Aus dem Amerikanischen von Gabriele Burkhardt und Astrid Gravert, Heyne Verlag, München 2021, 400 Seiten, €12,99, 978-3-453-42497-5
„Meine einzige – ohnehin schon schwache – Option ist, etwas auf dem USB – Stick zu finden, das ich gegen Rory verwenden kann. Im Tausch gegen meine Freiheit. Ein Geheimnis, das ihm wichtiger ist als meine Bestrafung.“
Zwei Frauen stehen am Abgrund, wenn sie nicht endlich etwas gegen ihre männlichen Peiniger unternehmen. Zwar hat sich Eva mit ihren Drogengeschäften in Kalifornien selbst in ihre missliche Lage gebracht, aber die Umstände, ihre persönliche Geschichte und ihr Rausschmiss aus der Universität ließen ihr scheinbar keine Wahl. Ihr Kontakt zu einem ermittelnden FBI-Agenten kann nicht lang geheim bleiben. Claire hatte sich in den dreizehn Jahr älteren Rory Cook verliebt, ihn geheiratet und nicht ahnen können, in welchem goldenen Käfig sie landen wird. Als reicher Sohn einer schillernden und berühmten Mutter aus New York strebt Rory einen Sitz im Senat an. Nach außen hin bewundern alle die Bilder von dem glücklichen Ehepaar Cook. Würden sie in die teuer eingerichtete Villa schauen, dann sähen sie eine zutiefst gedemütigte Ehefrau und einen gewalttätigen Psychopathen. Nach und nach hatte Rory alle persönlichen Kontakte von Claire unterbunden, sie ist sein Eigentum, dass tut, was er verlangt. Verbalen Kränkungen folgten Schläge. Das Hauspersonal ist durch Rorys finanzielle Unterstützungen völlig abhängig und würde nie an die Öffentlichkeit gehen.
Claire beschließt mit Hilfe ihrer Freundin Petra, von der Rory nichts ahnt, ihre Flucht vorzubereiten. Sie besorgt sich auch den Zugang zu Rorys geheimen E-Mails mit seinem Assistenten, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Doch Rorys spontane Planänderungen führen dazu, dass sie ihren Ausbruch aus dem trauten Heim nicht mehr lang geheim halten kann. Völlig verzweifelt steht Claire am Flughafen und ist handlungsunfähig.
Wie ein Fünfer im Lotto erscheint ihr nun das Gespräch mit einer völlig fremden Frau. Eva bietet Claire an mit ihr die Flugtickets auf den jeweiligen Handys und auch die persönlichen Sachen zu tauschen, das heißt Eva fliegt nach Puerto Rico und Claire nach Oakland.
Tragisch nur, dass Evas Flugzeug kurz vor Puerto Rico abstürzen wird.
Der chronologische Faden von Claires Flucht zieht sich durch den Roman. Parallel dazu blickt der Leser in Evas Leben. In Rückblenden, beginnend bei sechs Monaten vor dem Absturz, erzählt Julie Clark von Evas trauriger Kindheit, ihrer Zusammenarbeit mit dem gefährlichen Dex, dem Mann, der Evas hergestellte Drogen verteilt.
Claire ahnt schnell, dass sie in Evas Haus nicht sicher ist, und dass Eva ihr als Meisterin der Lügen
äußerst glaubwürdig absoluten Blödsinn erzählt hat. Claire sieht nun die Trauer ihres Mannes über ihren Tod in den Nachrichten und sie sucht verzweifelt einen Ausweg, um nicht in seine Fänge zu gelangen. Was Claire nicht erwartet, ist entscheidende Hilfe aus dem Umfeld ihres Mannes.
Wie sich die Geschichte der beiden Frauen auflösen wird, denn Evas Begegnung mit Claire war kein Zufall, liest sich absolut spannend und glaubwürdig.
Absolut gut gebauter Thriller mit vielen Überraschungen!